Seit Jahren warten U-Boot-Fans auf Nachschub! Dieses Jahr scheint die Wartezeit endlich vorbei, denn mit Cold Waters geht es endlich wieder rund unter Wasser...allerdings im Kalten Krieg. Wer "Jagd auf Roter Oktober" und "Im Sturm (Red Storm Rising)" von Tom Clancy kennt, wird dieses Spiel lieben!
Die dunklen Zeiten für Fans von U-Boot-Simulationen sind endlich vorbei. 2017 hält nach Jahren der Entbehrung gleich zwei Spiele des Unterwasserkampfes bereit.
Wie so oft in letzter Zeit haben kleine, eher unbekannte Entwickler die Marktlücke erkannt und springen zur Ehrenrettung der gesamten Branche in die Bresche. Nicht ganz uneigennützig, denn der Branchenprimus für die Simulation moderner U-Boote hält sich auch 11 Jahre nach seinem Release auf Steam bei stoischen 15 Euro.
Autor
Toni Pauksch
Nickname: Schore
Stratege & Hobbykapitän
Die Rede ist natürlich vom hervorragenden Dangerous Waters, ein Spiel das Fans von U-Boot Simulationen auf Grund seines Umfangs und Realismus noch heute gelobt wird.
Dass ich Cold Waters hier mit dem Branchenprimus vergleiche liegt nicht an der Ähnlichkeit der Namen, sondern ist schlicht der Tatsache geschuldet, dass sich seit dem Release von Dangerous Waters 2005 in Nordamerika wirklich kein einziger Entwickler darum bemüht hat, ein Spiel mit modernen U-Booten anzubieten.
Deswegen die schlechte Nachricht zuerst: Cold Waters ist kein Dangerous Waters 2.
Die Grafik ist allen Konkurrenzprodukten bei weitem überlegen. Und damit meine ich nicht nur dem 15 Jahren alten Dangerous Waters sondern auch der letzten im Zweiten Weltkrieg angesiedelten U-Boot-Simulation Silent Hunter 5, welches allerdings so fehlerhaft war, dass es die sehr erfolgreiche Reihe vor sieben Jahren beerdigt hat.
Der Sound ist einfach nur fantastisch. Die Musik ist stimmig und unterstreicht je nach Situation die bedrückende Atmosphäre unter Wasser, die knisternde Spannung vor oder die Action während das Kampfes. Die Sounds der U-Boote, Schiffe, Hubschrauber, Flugzeuge, Raketen und Torpedos sind schlicht tadellos.
Bei Cold Waters handelt es sich nicht um eine "echte" U-Boot Simulation. Es gibt weder eine Innenansicht der U-Boote noch Sprachnachrichten der Mannschaft. Tatsächlich steuert man das U-Boot in einer Außenansicht und mit Keyboard und Maus. Die Steuerung ist dabei etwas gewöhnungsbedürftig, geht aber nach ein paar Stunden gut von der Hand und entspricht dabei eher einem Flugsimulator als einer U-Boot-Simulation.
Da entsprechende Stationen komplett fehlen, ist das Interface vergleichsweise minimalistisch und übersichtlich. Dies ist auch bitter nötig, da es in den Kämpfen nicht die Möglichkeit gibt diese zu pausieren. Speziell bei den Angriffen auf größere Überwasserverbände, wenn man teilweise gleichzeitig feindliche Kontakte identifizieren, das Boot steuern, feindlichen Torpedos ausweichen und Waffen feuern/laden/steuern muss, gerät man schnell an die Grenzen dessen was ein Mensch allein zu leisten in der Lage ist.
Speziell die Arbeit mit dem Sonar wurde stark vereinfacht. Und da man sein U-Boot immer von außen sehen kann besteht kaum die Gefahr, versehentlich auf Grund zu laufen. Wer es sich noch ein wenig einfacher machen will, kann in den Optionen einstellen, dass man feindliche U-Boote und Schiffe die man auf dem Sonar entdeckt hat, auch in der Außenansicht sieht. Als Standardeinstellung sieht man sie sonst erst, wenn man sie korrekt identifiziert hat.
Die Identifizierung geht dabei selbst Anfängern gerade wegen der Simplifizierung schnell von der Hand, was Fans von U-Boot-Simulationen sauer aufstoßen dürfte (es gibt inzwischen einen Realismus-Mod - die Red.). Denn es handelt sich beim Sonar immerhin um Augen und Ohren eines modernen U-Bootes. Wer nicht zum harten Kern der Simulationsfans gehört, wird sich über diese starke Vereinfachung freuen, immerhin bestand die Sonarcrew bei U-Booten des kalten Krieges aus 9-15 Mann! Bei Dangerous Waters verteilte sich die Sonarabteilung allein auf sechs Bildschirme. Dennoch kann man trotz dieser Vereinfachung nicht nur Schiffe, U-Boote und den ein oder anderen Meeressäuger identifizieren, sondern auch ablesen ob der Feind dich schon entdeckt hat. Natürlich nur dann, wenn man das feindliche Schiff oder Boot richtig identifiziert hat.
Wirklich überrascht wird man von der KI eher selten. Da die US-Boote in der Regel über ein deutlich besseres passives Sonar verfügen, ortet man den Feind meist früher. Also schleicht man sich an und führt in der Regel den Erstschlag aus. Ob das auch wirklich der Realität entspricht ist schwer zu sagen, da beide Seiten nicht sehr offen über die Spezifikationen ihrer U-Boote sprechen. Speziell modernere Sowjet-Diesel-U-Boote wie die Kilo-Klasse sollten eigentlich sehr viel schwerer zu finden sein als man selbst, da diese unter Wasser im E-Betrieb fahren und zur Not ihren Antrieb komplett abschalten können. Was bei einem Atom-U-Boot schon wegen der nötigen Kühlung nicht möglich ist. Im Zweifel für den Angeklagten. Zumal die Simulation der Schleichfahrt bei aller Vereinfachung der Steuerung ziemlich realistisch gehalten wurde. So gibt es im Spiel ein Hintergrundrauschen, die stürmische See und die 4°C-Grenze, die man zum Verstecken des U-Bootes verwenden kann.
Ist man jedoch erst einmal entdeckt worden, weil zum Beispiel gerade ein Teil des Konvois in Flammen aufgegangen ist oder einer der Sowjets mal wieder aus heiterem Himmel sein aktives Sonar angemacht hat, kommt man je nach Art und Zahl der Gegner ziemlich in Bedrängnis, da man im Spiel immer den einsamen Wolf spielt, während die Sowjets eher Teamspieler sind.
Diese Momente gehören zu den absoluten Highlights des Spiels, denn man muss oft sein ganzes Können in die Waagschale werfen, um den ganzen Torpedos auszuweichen, die einem von U-Booten, Schiffen, Flugzeugen und Hubschraubern um die Ohren gehauen werden. Moderne Torpedos sind nämlich mit bis zu zehn Minuten Treibstoff sehr ausdauernd, wenn es um die Verfolgung von Zielen geht.
Wenn nicht gerade die Überlebenden eines Überwasserverbandes vor einem flüchten, weil man gerade fast die gesamte Flottille auf den Meeresgrund geschickt hat, dauern die Missionen zwischen 10 und 20 Minuten.
Und da wären wir schon beim größten Kritikpunkt von Cold Waters: Der Umfang ist deutlich geringer als bei anderen U-Boot-Simulationen. Wenn man sich erst einmal durch die gut gemachten Tutorialmissionen geschlagen hat, sollte man zur Übung sein Glück mit den 10 Einzelmissionen versuchen. Diese sind sehr abwechslungsreich und behandeln vom einfachen Kampf U-Boot gegen U-Boot über den Angriff auf einen Hafen bis zum Gefecht mit einem Kreuzerverband alle Bereiche der U-Boot-Kriegsführung. Besonders spannend war für mich auch das Einschleichen in einen feindlichen Hafen zum Absetzen von Kommandos, denn mit den vier Torpedos konnte man sich den Weg in den schwer bewachten Hafen definitiv nicht freischießen. Zudem gibt es auch eine Mission unter dem ewigen Eis (oder nicht ganz so ewig wie es im Moment scheint). Dabei muss man ein feindliches ICBM-U-Boot der Typhoon-Klasse zerstören. Entscheidet man sich dann für ein U-Boot der Los Angeles-Klasse, kann man direkt die Jagd auf Roter Oktober nachspielen.
Zur Auswahl stehen außerdem zwei Kampagnen (1968 und 1984) auf Seiten der Amerikaner in den Gewässern des Nordatlantiks. Leider ist der Unterschied zwischen den beiden Kampagnen nicht sehr groß. Denn auch wenn einem insgesamt acht unterschiedliche Boote zur Verfügung stehen, so spielen sich diese doch eigentlich fast gleich. Lediglich an der Bewaffnung lassen sich kleinere Unterschiede ausmachen. Man merkt zum Beispiel keinen großen Unterschied zwischen einer Los Angeles-Klasse (der modernsten Klasse im Spiel) und einer Narwhal-Klasse (Leisetreter), da beide über die selben Waffen verfügen.
Die Möglichkeit russische U-Boote oder gar eine russische Kampagne zu spielen war von den Entwicklern nicht vorgesehen. Wer die Kampagnen nicht gerade auf Elite, dem höchsten der vier Schwierigkeitsgrade, und im Ironman-Modus spielt, wird nach ca. 20 Spielstunden alles gesehen haben was man im Spiel erleben kann. Etwas mager, wenn man bedenkt dass das Spiel auch keinen Multiplayermodus hat.
Die Ehrenrettung kommt hier von den Fans von Subsim.com, die mit den bereits jetzt verfügbaren Mods das Spiel stark erweitern. So gibt es eine Mod zum Spielen sowjetischer U-Boote und Kampagnen. Eine weitere fügt eine Kampagne im Jahr 2004 und die entsprechenden Boote hinzu.
Noch mehr U-Boote, mehr Waffensysteme, endlich mehr Torpedorohre oder die Möglichkeit auch britische U-Boote in die Schlacht zu führen, lassen kaum Wünsche eines U-Boot-Kapitäns unerfüllt. Auch wenn die britischen Boote im Moment noch amerikanische und russische mit anderem Skin sind.
Alles in Allem ist Cold Waters für jeden geeignet, der mit modernen Unterseebooten etwas anfangen kann. Vom U-Boot-Fan bis zum Einsteiger, der einfach nur ein spannendes Spiel sucht. Einzig Realismuspuristen könnten sich etwas an der Steuerung stören. Aber ich glaube, wenn man mal wieder einen Torpedo am Heck kleben hat, unter einem sowjetischen U-Boot weggetaucht ist und dieses daraufhin von seinem eigenen Torpedo versenkt wurde, kann sich niemand zumindest ein Grinsen verkneifen.
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H34DHUN73R (Mittwoch, 02 August 2017 16:11)
besten Dank für die Rezension, deren Aussagen und Fazit ich im Wesentlichen auch beipflichte. Daher nur zwei kleine Anmerkungen und eine Empfehlung :-)
1) in der aktuellen Version 1.06 gibt es (wieder) eine Sprachausgabe für Crew-Meldungen
2) die Waffen der US-Boote sind durchaus unterschiedlich - gelenkte/ungelenkte Torpedos, zusätzlich je nach Boot und Zeitraum Harpoon's und Tomahawks (Landziel / Seeziel)
3) für eher Simulationsinteressierte oder auch für Spieler, denen die höchste Schwierigkeitsstufe noch zu leicht ist: der REALISM MOD von SUBSIM dreht an sehr vielen Parametern, was das Spiel sowohl schwieriger als auch realistischer macht (reduzierte Sonar-Kapazität, verringerte Treffertoleranz, erhöhte Waffenwirkung und Treffertoleranz beim Gegner etc.)
Toni (Montag, 07 August 2017 13:41)
1. Nicht zu dem Zeitpunkt als ich den Artikel geschrieben und an die Redaktion geschickt habe. ;)
2. Steht auch im Artikel bzw. unter den Screenshoots. Ich finde nur das sich die U-Boote wegen der simplen Steuerung nur durch die Waffen unterscheiden.
3. Wurde von der Redaktion bei Veröffentlichung ergänzt.
Vielen Dank für dein Feedback. :)
Henry (Dienstag, 25 Dezember 2018 13:11)
Wie sind denn die Systemanforderungen?
Sayuri (Donnerstag, 13 August 2020 13:01)
Ich hpffe es kommt ein spiel in der richtun nur mit den moderneren Zerstörern und U booten wie zb die Atago usw