Mit dem ersten Weltkrieg begann das Zeitalter der modernen Kriege in der Welt. Dieser Krieg zerstörte die alte Weltordnung und stürzte unzählige Monarchien in Europa vom Thron.
Unser Redakteur Lukas Bonnermann hat hierzu einen ausführlichen Bericht verfasst.
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Der Weg in den Krieg
Der 1. Weltkrieg wird zu Recht als Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet, darf aber keineswegs als „spontane Lust der Politiker“ gesehen werden. Vielmehr ist dieser Krieg in den Kontext der europäischen Politik des endenden 19. und anfangenden 20. Jahrhunderts zu sehen.
Bismarck hatte versucht, einer Einschließung des Deutschen Reiches mit seiner Bündnispolitik vorzubeugen, genannt seien hier vor allem der Zweibund mit Österreich-Ungarn aus dem Jahre 1879 und die Erweiterung zum Dreibund mit Italien im Jahre 1882. Mit Russland wurde 1887 ein Rückversicherungsvertrag abgeschlossen, dieser verpflichtete die Partner auf Neutralität im Falle eines französischen Angriffs auf Deutschland oder eines österreichischen Angriffs auf Russland. Durch diese Bündnispolitik konnte Bismarck die Zweifrontenbedrohung verhindern.
Als im Jahr 1888 Kaiser Wilhelm I. verstarb und sein Nachfolger Friedrich III. lediglich 99 Tage an der Macht war, entließ sein Nachfolger, Wilhelm II., am 22. März 1890 den Reichskanzler Bismarck. Grund dafür waren Meinungsverschiedenheiten zwischen Wilhelm II. und Bismarck. Der junge Kaiser entschied sich dazu, die Außenpolitik von Bismarck nicht weiter zu verfolgen und ließ den Rückversicherungsvertrag mit Russland auslaufen. So kam es dann 1892 zu einer Militärkonvention zwischen Russland und Frankreich, diese beinhaltete ein gegenseitiges Hilfsversprechen, das, was Bismarck hatte immer verhindern wollen, war eingetreten. Im Falle eines Krieges müsste sich das Deutsche Reich einem Zweifrontenkrieg stellen.
Die Politik der Welt entwickelte sich nicht zugunsten des Reiches, 1907 teilten Russland und England Persien in drei Interessenssphären ein, die Hoffnung Deutschlands, die Gegensätze der beiden Länder zu seinem Vorteil nutzen zu können, war zerstört. Bereits drei Jahre zuvor hatten Frankreich und England ein ähnliches Übereinkommen getroffen. Deutschland war also umschlossen von einem Bündnisgeflecht. Lediglich im Süden hatte es militärische Verträge mit Österreich-Ungarn und Italien.
Die diplomatische Beziehung zwischen England und dem Reich verschlechterte sich infolge der Aufrüstung der Kaiserlichen Marine immer weiter. Diese begann im Juni 1900 auf Verlangen des Leiter des Reichsmarineamts Alfred von Tirpitz. Er sah es als notwendig an, die Marine aufzurüsten, der Grund hierin lag in dem wachsenden Überseehandel Deutschlands, dabei sollte die deutsche Marine 2/3 der Stärke der Royal Navy (der stärksten Seemacht) haben.
Ein geopolitisches Spannungsfeld existierte in dem Vielvölkerstaat der Donaumonarchie. Nachdem Serbien aus den Balkankriegen als stärkste Macht hervorgegangen war, wollte es ein „Reich aller Südslawen“ errichten, darin sollten auch einige Gebiete der k. und k. Monarchie enthalten sein.
Am 28.06.1914 brachte ein Attentat des Serben Gavrilo Princip auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand das „Fass zum Überlaufen“. Das Reich versicherte daraufhin am 6. Juli seine Bündnistreue gegenüber Österreich, welches am 23. Juli ein Ultimatum an Serbien stellte. Dieses wurde jedoch abgelehnt, und Russland versicherte Serbien seinen Beistand. Fünf Tage später erklärte Österreich Serbien den Krieg, und Russland mobilisierte seine Armee. Zwar stellte das Reich ein Ultimatum an Russland, die Mobilisierung zu widerrufen, dies geschah jedoch nicht, und Frankreich sollte seine Neutralität erklären, antwortete jedoch ausweichend.
Gemäß dem Schlieffen-Plan und dem Bündnissystem ereigneten sich die folgenden Ereignisse. Deutschland erklärte Russland und Frankreich den Krieg und fiel über Belgien in Nordfrankreich ein, England erklärte Deutschland daraufhin den Krieg.
Neue Form des Krieges
Der 1. Weltkrieg stellt in seiner Gesamtheit einen totalen Einschnitt in die Militärgeschichte dar, sowohl in Anbetracht der Staaten, welche sich im Kriegszustand befanden, als auch hinsichtlich der Entwicklung moderner Techniken und des blutigsten Krieges bis zu dem Zeitpunkt. Auch wurde die „Heimatfront“ mit in den Krieg einbezogen, wie es bis dahin noch nie der Fall war.
Verlief der Anfang des Krieges im Westen noch planmäßig nach dem Schlieffen-Plan, so kam der Angriff dort allerdings schon nach etwa einem Monat, Anfang September, zum Stehen, und das deutsche Heer musste sich stellenweise zurückziehen. Damit war die Hoffnung auf einen schnellen deutschen Sieg geschwunden, und die eigentliche Katastrophe des Krieges nahm seinen Lauf.
Keine Seite im Westen war mehr stark genug, um aus alleiniger Kraft größere Gebietsgewinne erzielen zu können und verschanzte sich deshalb. Dabei handelt es sich nicht um einfache Verteidigungsanlagen, bei denen die Verteidigungsstellungen mit Sandsäcken oder ähnlichem befestigt wurden. Vielmehr handelte es sich dabei um komplexe und stark befestigte Stellungen, welche zu keinem Preis zu erobern sein sollten.
Dieses System bestand aus einer Vielzahl an Lauf- und Kampfgräben, Unterständen, Bunkern, Stacheldrahtverhauen und MG-Nestern.
Dass sich die Feindparteien verschanzten, war nichts Neues in der Kriegsführung, neu war jedoch die Extremität, mit dem dieses geschah.
Der Stellungskrieg
Das erste, was einem zum Ersten Weltkrieg einfällt ist wohl der Stellungs- oder Grabenkrieg. Dieser wird oft als erstes mit dem Ersten Weltkrieg verbunden und ist ein wichtiges Charakteristikum dessen.
Nachdem der Bewegungskrieg etwa zur Jahreswende 1914/1915 erstarrt war, grub sich jede Seite ein und versuchte ihre Linien zu halten. Vor allem die Deutschen wollten nicht wieder hergeben, was sie bereits erobert hatten, und so verschanzte man sich auf beiden Seiten. Dabei handelte es sich aber keineswegs um Gräben, sondern vielmehr um komplexe Systeme aus Lauf- und Kampfgräben mit dahinter liegenden Versorgungslinien. Davor befand sich meist ein dichter Verhau aus Stacheldraht, der von mehreren MGs unter Beschuss genommen werden konnte.
Bestand dieses System zu Anfang meist aus einfachen Gräben, die nicht sonderlich befestigt waren, so veränderte sich dieses mit fortschreitender Dauer des Ersten Weltkrieges, und es wurden „kleine Festungen“ errichtet. Neben dem Befestigen der Gräben mit Holz, Sandsäcken oder Mauern wurden auch ganze Bunkeranlagen und befestigte Unterstände entlang der Grenze errichtet.
Bei den Gräben handelte es sich dabei nicht nur um kleine Aushebungen, in denen ein Soldat nur knapp verdeckt war. An vielen Stellen waren die Gräben mehr als zwei Meter tief. Damit die Soldaten im Falle eines Angriffes schnell aus den Gräben hinauskamen oder diese effektiv verteidigen konnten, gab es in diesen Extra Stufen, auf denen sich stehend auf den Feind schießen ließ, und in unregelmäßigen Abständen auch Leitern bzw. Sprossen (Metall oder Holz), an denen die Soldaten aus den Gräben auf das Schlachtfeld gelangen konnten.
Nachdem sich im Westen alle Feindparteien eingegraben hatten, entstand dazwischen ein Niemandsland – das niemanden gehörte. Mancherorts war dieses nur wenige hundert Meter breit, an anderer Stelle wiederum mehrere Kilometer. Oftmals war dieses Niemandsland komplett zerstört und durchzogen von unzähligen Kratern und Ruinen. Teilweise lagen in diesem Niemandsland kleine Ortschaften, die im Laufe des Krieges jedoch vollständig zerstört wurden.
Für die Soldaten glich es einem Todesurteil, wenn sie aus ihren Gräben kletterten, waren sie dann nicht mehr vor Feindbeschuss geschützt und leicht zu treffen für den Feind. Authentisch dargestellt wird der Grabenkrieg in dem Film „Im Westen nichts Neues“ aus dem Jahr 1930 von Lewis Milestone.
Der Feind war jedoch nicht die einzige tödliche Gefahr im Graben. Viele Soldaten starben auch, weil die Gräben sich mit Wasser füllten und Ungeziefer dort sein Unwesen trieb.
Die Gefahr des Wassers lag darin, dass man zum einen darin ertrinken konnte und zum anderen löste es verschiedene Krankheiten aus, wenn man tagelang im Wasser stand. Für letzteres ist vor allem der Immersionsfuß (umgangssprachlich auch Grabenfuß) ein Begriff geworden. Die Symptome dabei sind, dass die Haut weiß und runzlig wird und der gesamte Fuß anschwillt. Dieses führt zu einem Gangrän (früher als Wundbrand bezeichnet), dabei faulen die Gliedmaßen, nachdem sie sich schwarz verfärbt haben, langsam ab.
Neue Waffen des Krieges
Wie bereits erwähnt, entwickelten die Ingenieure der damaligen Zeit eine Vielzahl an Waffen und Techniken, um zum einen ihre eigenen Stellungen besser befestigen zu können und zum anderen aber auch, um die des Feindes erobern zu können.
Einige der Entwicklungen werden im Folgenden beschrieben und dabei mit einigen Mythen aufgeräumt.
Das Maschinengewehr
Zweifelsohne gehört das Maschinengewehr (kurz: MG) mit zu den bekanntesten Waffen des Ersten Weltkrieges. Es war auch der erste Krieg, in dem diese Waffe in sehr hoher Stückzahl eingesetzt wurde, es war jedoch keine Erfindung dieses Krieges. Bereits in vorherigen Kriegen spielte das MG eine wichtige Rolle.
Als Erfinder des MG gilt der Amerikaner Hiram Maxim (* 1840 in Maine; † 1916 in London). Er entwickelte das erste MG 1884, es war so schwer, dass es auf einem fahrbaren Untergestell transportiert werden musste, und trug den Namen „Maxim“.
Es hatte eine Kadenz von etwa 600 Schuss die Minute und war damit deutlich effektiver als ein übliches Repetiergewehr, ersetzte es doch etwa 80 oder mehr Infanteristen mit einfachem Gewehr. Im Jahr 1914 waren alle europäischen Großmächte mit dieser Waffe ausgerüstet, und das MG bewies sich als moderne „Massenvernichtungswaffe“.
Zwar wurde diese Waffe bereits vor dem Ersten Weltkrieg eingesetzt, aber nicht in solch hoher Stückzahl.
In den Jahren zwischen der Erfindung und dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde das MG noch vielfach überarbeitet, und viele Nationen hatten ihr eigenes Modell. Im deutschen Reich wurde ab 1908 das Maschinengewehr 08 verwendet.
Dieses hatte ein Kaliber von 7,92mm und eine Kadenz von 600 Schuss/min, dabei betrug die Mündungsgeschwindigkeit 823 m/s, und ein Gurt fasste 250 Patronen. Mit einem Gewicht von 56 kg gehörte es mit zu den schwersten Maschinengewehren des Ersten Weltkrieges (vgl. Vickers Mark I (engl.) 33 kg).
Um eine solche Waffe zu bedienen, wurden zwischen zwei und sechs Soldaten benötigt, während einer schoss holten die anderen Munition und kümmerten sich um die Wasserkühlung.
Niemals zuvor war Töten so einfach. Historiker gehen davon aus, dass von den 60.000 britischen Soldaten, welche am ersten Tag der Schlacht an der Somme getötet oder verletzt wurden, etwa 90% durch ein MG getroffen wurden.
Neben der Bekämpfung von Infanterie wurde das MG allerdings auch als Flugabwehrkanone (kurz: Flak) benutzt, dabei wurde es so montiert, dass der Lauf Richtung Himmel schaute.
Der "Tank" (Panzer)
Der Panzer (damals noch „Tank“ genannt) gehört mit zu den Erfindungen des Ersten Weltkrieges, zumindest in der Form wie er auf dem Schlachtfeld eingesetzt wurde.
Das Prinzip des Schutzes der Soldaten ist so alt wie der Krieg selbst. Davon zeugen antike und mittelalterliche Belagerungsgerätschaften, vor allem die römische Schutzformation „Testudo“ ist hier ein Begriff.
Die erste Nation, welche den Panzer einsetzte, waren die Engländer im Jahre 1916 bei der Schlacht an der Somme. Vorher gab es die Idee des gepanzerten Fahrzeuges allerdings auch schon, nur waren die Militärs der Meinung, dass solche Fahrzeuge nicht benötigt würden, und so wurde auf diesem Gebiet nicht weiter geforscht, selbst als der Stellungskrieg im Westen begann.
Im Februar 1915 jedoch konnte der britische Erfinder Ernest Dunlop Swinton erreichen, sein Projekt zu präsentieren. Diese Präsentation jedoch missglückte, und nur durch das Einwirken von Winston Churchill konnte erreicht werden, dass an dem Projekt weiter gearbeitet wurde.
Bei der Vorstellung des „Tanks“ darf man sich jedoch nicht zu sehr von den heutigen Panzern beeinflussen lassen, vielmehr waren die damaligen „Tanks“ fahrbare Maschinengewehrnester, welche teilweise noch mit einer Kanone ausgestattet waren. Ihre Geschwindigkeit war, vor allem im Gelände, meist sehr langsam, und sie erreichten kaum zweistellige Geschwindigkeiten.
Der erste Panzer, „Little Willie“ genannt, hatte seine Vorführung im November 1915 und kann als erster Panzer der Weltgeschichte angesehen werden.
Dieser „Tank“ wurde von den verantwortlichen Militärs noch sehr skeptisch betrachtet, und man begann, den „Little Willie“ zu modifizieren. Das Ergebnis war der „Tank Mk-I“, bei ihm handelt es sich um den ersten Panzer, der auf dem Schlachtfeld eingesetzt wurde. Im April 1916 bestellte das britische Militär von diesem Panzer 150 Stück.
Sehr gut lässt sich hieran erkennen, dass es sich dabei nicht nur um ein „fahrbares MG-Nest“ handelt, sondern der „Tank“ auch mit zwei 6-Pfündner Kanonen ausgestattet war. Daneben verfügte er noch über vier Maschinengewehre, einer Besatzung von acht Mann und einer maximalen Panzerung von 12mm. Bei einem Gewicht von 28,5 t ( ~ 4 PS/t) erreichte er eine Höchstgeschwindigkeit von 6,5 km/h.
Die Wirkung der „Tanks“ auf den Feind war verheerend. Jedoch nicht wegen seiner militärischen Schlagkraft, vielmehr wegen der psychologischen Wirkung, die der „Tank“ erzielte, als er auf die deutschen Stellungen zufuhr und konventionelle Waffen nichts gegen ihn ausrichten konnten. Als effektiv in der Bekämpfung zeigten sich zu Anfang der Beschuss mit Flammenwerfern und direkte Schüsse der Artillerie. Im späteren Verlauf wurden extra Panzerabwehrwaffen entwickelt, genannt sei hier die Panzerbüchse. Dabei handelt es sich um großkalibrige Gewehre mit einer großen Durchschlagskraft, welche mit Treibladungen schossen.
Den Deutschen gereichte hier zum Vorteil, dass der Mk-I bisher nur wenig erprobt worden war und daher viele „Tanks“ im Schlamm stecken blieben und nicht mehr in das Kampfgeschehen eingreifen konnten.
Mit fortschreitender Zeit des Krieges entwickelten sich auch die Panzer immer weiter, und jede Nation entwickelte ihre eigenen „Tanks“. Dabei veränderte sich ihr Aussehen allerdings nur geringfügig, und es blieben „große stählerne Kästen auf Ketten“, welche zumeist untermotorisiert waren.
Der Luftkrieg
Auch der Luftkrieg kann nicht als alleinige Erfindung des Ersten Weltkrieges angesehen werden. So wurde bereits lange Zeit vorher der Ballon zur Aufklärung des Feindes eingesetzt, und bereits in den Revolutionsjahren 1848/1849 die Stadt Venedig mit Ballons angegriffen – einer Vorstufe der Bomber.
Die Ballons sollten bald von Zeppelinen abgelöst werden, da diese eine höhere Nutzlast hatten. Während England und vor allem Frankreich ihre Luftflotte seit Anfang des 20. Jahrhunderts stark ausbauten, hielten sich die Deutschen auf diesem Gebiet stark zurück. Wilhelm II. vertrat die Meinung, dass Flugzeuge nicht für einen Krieg geeignet seien und setzte daher stärker auf die Zeppeline. Erst nach heftigstem Protest des Generalstabes wurde 1913 die Aufrüstung der deutschen Luftwaffe beschlossen – mit Flugzeugen.
Nun hatten zwar alle Länder eine Luftwaffe, aber niemand wusste wirklich, was man damit anfangen sollte, war in den Taktiken doch die Kavallerie dafür vorgesehen, feindliche Stellungen aufzuklären. Dies änderte sich jedoch nach der Schlacht von Tannenberg, spielte in dieser doch die Luftaufklärung eine bedeutende Rolle, und auch an der Westfront gewann das Flugzeug immer mehr an Bedeutung, nachdem der Bewegungskrieg dort erstarrt war. Während die Kavallerie auf dem Boden nicht mehr operieren konnte, war der Himmel für die Flieger frei. Schätzungsweise waren von 20 Flügen während des Ersten Weltkrieges etwa 19 Stück Aufklärungsflüge, die Anzahl der Luftschlachten war also noch sehr gering – aber es gab sie! Der bekannteste Jagdflieger des Ersten Weltkrieges ist wohl zweifelsohne Baron Manfred von Richthofen – der Rote Baron.
Die Entwicklung der Jagdflieger resultierte daraus, dass die Aufklärung so wichtig und gefährlich geworden war, dass man die eigenen Späher beschützen und feindliche abschießen wollte. Letzteres ging nicht immer vom Boden aus, und so musste man selbst in die Luft.
Die meisten Flugzeuge der damaligen Zeit waren mit zwei Mann Besatzung ausgestattet, einem Piloten und einem Schützen. Letzterer verfügte zum Angriff und Verteidigung über ein Maschinengewehr.
Bei den Jagdflugzeugen waren England und Frankreich die Vorreiter, sie waren auch die ersten Mächte, die eine Luftüberlegenheit erringen konnten. Die Situation besserte sich für Deutschland erst mit der Einführung des „C-Typ“, ihr Vorteil war, dass das MG beweglich und nicht starr war. Die ersten „richtigen“ Jagdflugzeuge zeichneten sich dann dadurch aus, dass sie ein MG besaßen welches nach vorne ausgerichtet war.
Während in den Schützengräben ein zermürbender Stellungskrieg tobte, suchte man Mittel und Wege, den Feind vom Nachschub abzuschneiden, wichtige Routen konnten die Artillerie jedoch, aufgrund der eingeschränkten Reichweite, nicht beschießen. Flugzeuge hingegen konnten deutlich weiter operieren und auch im Hinterland des Feindes Ziele vernichten. War die Nutzlast zu Anfang noch sehr gering, stieg sie mit der Zeit immer weiter an, und Bomben von über 100kg konnten transportiert und abgeworfen werden.
Der Gaskrieg
Berühmtheit erlangte der Erste Weltkrieg auch durch den Einsatz von Giftgas. Der Vorteil dieser Kriegsführung lag darin, dass mit wenig Aufwand ein hoher Nutzen erzielt werden konnte, da sich das Gas weiter ausbreitete, als es Granatsplitter taten. Auch hatte es eine hohe psychologische Wirkung, konnte der Feind durch Gaseinsatz bspw. erblinden. Nachteilig war jedoch, dass bei ungünstigem Wind die Gaswolke auch die eigenen Reihen erreichen konnte und die gewünschte Wirkung dann sehr zu eigenen Ungunsten entfaltet wurde.
Der erste Einsatz von Giftgas im Ersten Weltkrieg erfolgte im Oktober 1914 an der Ostfront und im Januar 1915 im Westen – Ausführer war das Deutsche Reich. Beide Male war der Einsatz jedoch nicht erfolgreich, das deutsche Heer jedoch hielt weiterhin an dieser Idee fest, und so wurde im April 1915 im Westen erneut Gas eingesetzt. Diesmal mit erfolgreicher Wirkung, benutzt wurde Chlorgas, welches die Atemorgane binnen Sekunden zerstört.
Mit 68.000 t setzten die Deutschen im gesamten Krieg am meisten Gas ein, gefolgt von den Franzosen mit 37.000 t und den Engländern mit 25.000 t. Dabei gab es eine Vielzahl an Gasen, bspw. Chlor, Phosgen, Chlorpikrin, Diphosgen, Senfgas, Blausäure und Clark. Jedes dieser Gase hatte seine ganz eigene Wirkung.
Durch die Gefahr, welche von dem Einsatz von Gas ausging, wurden schnell Gegenmaßnahmen entwickelt – die Gasmaske stellte sich dabei als am erfolgreichsten heraus. Durch die Kohle oder Chemikalien in dem Filter wurde das Gas neutralisiert.
Auf folgendem Bild ist die gängigste deutsche Gasmaske zu erkennen.
Insgesamt erzielte der Einsatz von Giftgas jedoch nicht die gewünschte Wirkung, schätzungsweise 90.000 der 10 Millionen Kriegstoten starben durch Gas, also nur ein sehr geringer Teil. Auch der Anteil der Verwundeten ist mit einer Million von 25 Millionen nur sehr gering. Höher hingegen ist die moralische Wirkung, musste der Feind doch stets wachsam sein, um nicht Opfer eines plötzlichen Gasangriffes zu werden.
Einsatz von Propaganda
„Jeder Stoß ein Franzos’, jeder Schuss ein Russ’, jeder Tritt ein Britt’!“ Dieser und viele ähnliche Propagandasprüche waren Alltag im Ersten Weltkrieg. Propaganda wurde schon immer betrieben, aber in dem Ausmaß wie es in diesem Krieg getan wurde, ist es das erste Mal. Dabei denunzierte aber nicht nur Deutschland seine Gegner, der Feind tat es ebenso mit dem Reich. Dabei beschränkte sich die Propaganda aber nicht nur auf die Herabwürdigung des Feindes, sondern diente auch in der Heimat zur Aufrechterhaltung der Kriegsbegeisterung und dem Einschärfen des Feindbildes.
Bei der anti-deutschen Propaganda wurde vor allem Bezug auf die Hunnenrede (1900) von Kaiser Wilhelm II. genommen. Dieser hatte damals zu rücksichtslosem Kampf gegen die Chinesen im Boxeraufstand aufgerufen, und dieses wurde nun wieder aufgegriffen. Anlass dafür waren die Kriegsverbrechen des deutschen Heeres in Belgien (genannt sei vor allem das Massaker von Tamines und die Zerstörung Löwens). In diesen hatte die deutsche Armee Hunderte von Zivilisten liquidieren lassen als Racheaktion für Überfälle von Freischälern.
Bezug darauf nimmt vor allem ein US Rekrutierungsplakat von 1917/1918, in dem Deutschland als wilder Gorilla dargestellt wird.
Propaganda zielte aber nicht immer gegen ein Land oder für ein Land, teilweise zielte sie auch darauf ab, einzelne Personen zu Helden zu erheben. Der wohl erste Kriegsheld war Paul von Hindenburg, als er Ostpreußen gegen die einfallenden Russen in der Schlacht bei Tannenberg verteidigte. Ein weiteres Beispiel ist der Jagdflieger Richthofen, besser bekannt als der Rote Baron.
Ziel der Propaganda war es zum einen, die Soldaten an der Front zum Weiterkämpfen zu ermutigen, und zum anderen aber auch die Moral der Heimatfront zu heben. Diese hatte, vor allem in Deutschland, schwer unter der Seeblockade der Engländer zu leiden.
Auswirkungen auf spätere Kriege
Der Erste Weltkrieg brachte einige neuartige Waffen hervor und war gleichzeitig Auftrittsbühne für einige Waffen, welche es zwar vorher schon gegeben hatte, die jedoch noch nicht in so großem Umfang eingesetzt wurden. Eine Vielzahl dieser Waffen wurde auch in späteren Kriegen eingesetzt, mit Ausnahme von Gas. Dieses wurde 1925 im Genfer Protokoll verboten und in späteren Kriegen nur noch selten eingesetzt. Eine Ausnahme stellt hier der Vietnamkrieg dar, in dem die Amerikaner mit Agent Orange einen chemischen Kampfstoff einsetzen.
Das Maschinengewehr hatte sich als effektive Waffe bewiesen, konnte es von wenigen Männern eine Vielzahl von Gegnern aufhalten. Es wurde so weit entwickelt, dass moderne MGs meist nur noch von ein bis zwei Soldaten bedient werden müssen. Die Kadenz der Waffe hat sich beim MG nicht sonderlich erhöht, lag sie im ersten Weltkrieg bei durchschnittlich 600 Schuss/min, so liegt sie heute zumeist bei etwa 1.000 Schuss/min. Eine Ausnahme bildet die russische Gatling-Kanone Grjasew-Schipunow GSch-6-23 mit über 10.000 Schuss/min.
Der Panzer entwickelte sich von einer Infanterieunterstützungswaffe zum Rückgrat einer jeden modernen Armee. Die Wichtigkeit dieser Waffe zeigte sich in nahezu jedem Nachfolgekrieg nach dem Ersten Weltkrieg. Moderne Panzer haben kaum noch Gemeinsamkeiten mit den damaligen „Tanks“, ihre Bewaffnung ist stark genug, um Befestigungen anzugreifen und ihre Geschwindigkeit erreicht oftmals 70 km/h im Gelände. Auch ihr Aussehen erinnert nicht mehr an die „Stahlkästen“ von damals.
Nahm der Luftkrieg im Ersten Weltkrieg noch eine vergleichsweise kleine Rolle ein und diente mehr zum Auskundschaften der Feindstärke, so änderte sich diese Rolle in sehr kurzer Zeit. Bereits im Zweiten Weltkrieg war die Lufthoheit entscheidend in vielen Schlachten und Feldzügen (vgl. Luftschlacht um England als Vorbereitung auf das Unternehmen Seelöwe). Auch die Aufgabe des Luftkrieges änderte sich stark, neben dem Bombardieren von feindlichen Militäreinheiten wurden auch zivile Städte bombardiert oder große zivile Opfer in Kauf genommen (vgl. Operation Gomorrha, Luftangriffe auf Dresden).
Spielte Propaganda im Ersten Weltkrieg schon eine sehr wichtige Rolle, so wurde diese Rolle im Zweiten Weltkrieg noch einmal ausgebaut, vor allem das Dritte Reich verstand es, Kriegserlebnisse und Berichte propagandistisch „auszuschlachten“ (vgl. die Sportpalastrede Joseph Goebbels 18.02.1943). Aber auch die Alliierten Staaten verstanden es, den Feind, vor allem auf Plakaten, zu denunzieren.
Auch im Kalten Krieg wurde Propaganda von beiden Mächten (Nato & Warschauer Pakt) genutzt, um den Feind zu verleumden. Auch wenn seit 1976 Kriegspropaganda offiziell verboten ist, so spielt sie auch in heutigen Konflikten oft noch eine Rolle, allerdings in stark abgeschwächter Form und nicht mehr so erniedrigend wie in den beiden Weltkriegen.
Resonanz
Wie in dieser Arbeit dargelegt, kann der Erste Weltkrieg zu Recht als Einschnitt in die Militärgeschichte betrachtet werden. Dies liegt zum einen an den neuartigen Waffen, welche hier, teilweise das erste Mal, massenhaft eingesetzt wurden, und zum anderen aber auch daran dass bis zu dem Zeitpunkt kein anderer Krieg so viele Opfer gefordert hatte (ca. 10 Millionen Gefallende, ca. 25 Millionen Verwundete). Diese hohe Zahl an Kriegsopfern liegt nicht nur daran, dass der Krieg mehr als vier Jahre dauerte, sondern hauptsächlich an der Intensität, mit der daran geforscht und gearbeitet wurde, neuartige Waffen zu erfinden oder zu verbessern, welche höhere Verluste in den Reihen des Feindes verursachen.
Als ein weiterer Einschnitt kann gesehen werden das ein innereuropäischer Konflikt zu einem globalen Konflikt wurde, in dem Staaten auf der gesamten Welt involviert waren und auf verschiedenen Kontinenten gekämpft wurde (Europa, Afrika, Asien). Daher stammt auch die Bezeichnung „Erster Weltkrieg“.
Der aber wohl größte Einschnitt war der Stellungskrieg an der Westfront. Niemals zuvor und auch niemals danach gab es über einen so langen Zeitraum so wenig und geringe Grenzverschiebungen wie während des Ersten Weltkriegs im Westen.
Das Schützengräben ausgehoben werden ist nichts ungewöhnliches und hat es vorher hundertfach und auch nachher hundertfach gegeben, dass besondere war aber das gesamte System, welches dahinter aufgebaut wurde, um die Gräben zu uneinnehmbaren Festungen auszubauen.
Ebenso neuartig war die sogenannte „Heimatfront“, dies bezeichnet das Einsetzen von Frauen in der Rüstungsindustrie, dies wurde nötig, da ein Großteil der Männer in den Kriegsdienst eingezogen worden waren.
Ein weiterer Einschnitt in der Militärgeschichte fand deshalb statt, weil nach dem Krieg viele Verwundete nicht mehr der geregelten Arbeit nachkommen konnten und vom Staat unterstützt werden mussten. Zwar hatte es auch schon in anderen Kriegen ehemalige Soldaten gegeben, die nicht in ihr normales Leben zurückkehren konnten. Der Unterschied liegt aber darin, dass diese Männer sich selbst helfen mussten. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm diese Aufgabe erst einmal der Staat und kümmerte sich finanziell um die Kriegsheimkehrer. Ein weiterer Aspekt dabei ist, dass den Kriegsverwundeten das erste Mal mit Prothesen geholfen wurde, um mit besten Mitteln ihr altes Leben weiter zu führen. Dieses Bild prägte viele Großstädte nach dem Ersten Weltkrieg, dass Personen mit Prothesen umhergelaufen sind und auf der Suche nach Arbeit waren. Viele waren bei dieser Suche jedoch nicht erfolgreich, und das Bild von bettelnden Kriegsinvaliden auf den Straßen von Großstädten war allgegenwärtig.
Ein weiterer Aspekt ist, dass durch die hohe Anzahl an Opfern ein tiefer Einschnitt in die Demografie einzelner Länder stattfand, viele Männer waren im Krieg gefallen, und so kam es zu einem drastischen Ansteigen von Halbwaisen und Witwen in Deutschland, aber auch in Frankreich und Serbien.
Der Erste Weltkrieg wird also zu Recht als Einschnitt in die Militärgeschichte dargestellt, in den Schatten stellt dies allerdings noch sein Nachfolger – der Zweite Weltkrieg. Ohne den Ersten Weltkrieg bin ich überzeugt, dass die Militärgeschichte nicht so verlaufen wäre, wie sie verlaufen ist, und die heutigen Militärs nicht so fortschrittlich und modern wären.
Literatur- und Bildquellenverzeichnis
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