Zuallererst würde ich gerne erläutern, was ich unter einem klassischen Strategiespiel verstehe: Auswahl des Volkes, Aufbau des eigenen Imperiums/der eigenen Base, Weiterentwicklung, Diplomatie und zu guter Letzt kämpferische Auseinandersetzung mit meinen Gegnern. Ein Strategiespiel muss für mich aus diesen Komponenten bestehen. Gerade die Aufbaukomponente ist für mich ein tragendes Element, was mir selber auch den Spielspaß gewährleistet. Welche Taktik verfolgt man selber und welche der Gegner? Worauf legt er Wert und worauf ich?
Autorin
Ich für meinen Teil habe zum Beispiel in Command & Conquer: Red Alert 2 zum Einen immer gerne die Sowjet-Fraktion gespielt und zum Anderen Wert auf Teslaspulen, Flugstaffel und Atomrakete gelegt. Leider bin ich da auch recht festgefahren: Einmal für eine Fraktion entschieden, bleibe ich auch dabei.
Doch gerade diese Aufbaukomponente fällt bei einem MOBA hinten herunter. Für diejenigen, die mit dem Begriff MOBA erstmal nichts anfangen können, hier eine kurze Erläuterung:
MOBA bedeutet ausgeschrieben Multiplayer Online Battle Arena und ist eine Unterkategorie der Echtzeit-Strategiespiele. Zwei Teams treten auf einer Karte gegeneinander an und das Ziel besteht darin bestimmte Punkte der Karte einzunehmen und zu zerstören. Im Gegensatz zu klassischen Strategiespielen wird hier keine Basis errichtet, sondern der Spieler erhält im Spiel kontinuierlich Ressourcen und Belohnungen. Mit Hilfe dieser Ressourcen und Belohnungen verbessert man seinen Helden. Geburtsstunde dieses Genres war die Entwicklung der Warcraft 3 – Modifikation Dota und bis heute haben sich u.a. League of Legends, Heroes of Newearth und neuerdings Blizzards Heroes of the Storm fest im Kader etabliert.
Ein MOBA verzichtet also auf Basisbau. Man startet an einem Basispunkt, kann dort Ausrüstung für zuvor erworbenes Gold kaufen und stürzt sich direkt PvP-mäßig in die Schlacht. Klar bilden sich auch hier Gruppen und spezielle Taktiken, aber es fehlt meiner Meinung nach der persönliche Aspekt. Dieser persönliche Touch in der Strategie, der sich in Strategiespielen wie Age of Empires darin zeigt, welche Einheiten man bevorzugt und wie man diese eben führt. In MOBAs wie League of Legends ist man auf sich selbst gestellt und muss sich auf die Fähigkeiten seines Charakters verlassen.
Man kann beiden Arten des Strategiespiels durchaus etwas abgewinnen.
Ein MOBA entlastet einen dahingehend, dass das teils mühselige Sammeln von Ressourcen wegfällt und man eben nicht eine Armee aufbauen muss, gepaart mit dem Risiko im Aufbau vernichtet zu werden. Man kann direkt loslegen und sich in die Schlacht stürzen, sammelt Gold durch Kämpfe und Erfahrung und rüstet sich dadurch auf. Tot heißt auch nicht gleich tot, sondern man startet in der Basis so lange neu, bis bestimmte Punkte zerstört oder eingenommen wurden. Alles durchaus reizvolle Punkte für Freunde eines schnellen, unkomplizierten Spiels. Doch gerade das ist auch für mich ein Nachteil des ganzen MOBA-Systems. Schnell, unkompliziert, einfach. Im Internet-Jargon würde man sagen: Casualgamer only. Je nach Stufe des Spielens kann das durchaus auch zutreffen, doch grade in höheren Rängen, wo es schon Wettkämpfe und Meisterschaften gibt, wird das alles zu einem knallharten Konkurrenzkampf und zu einem richtigen (e)Sport.
Doch gerade diese Punkte, die für ein MOBA und gegen ein klassisches Strategiespiel sprechen, sind die Punkte, die auch FÜR ein klassisches Strategiespiel sprechen. Klingt komisch, ist aber so. Wir als Strategiespieler lieben diese erwähnten Punkte, wie z.B. das Suchen nach Rohstoffen, deren Verteidigung und den Aufbau einer standhaften Basis. Wir sind uns des Risikos bewusst, das von einem Angriff ausgeht: ausgelöschte Basis bedeutet Ende des Spiels für uns in den meisten Fällen. Wir starten nicht neu an einer „Gesamtbasis“, sondern sind nur noch stiller Beobachter des Matches (gesetz dem Fall, dass mehr als zwei Personen mitspielen). Man sieht also, dass man gewisse Punkte sowohl für eins von beidem oder gegen eines von beidem verwenden kann. Schlussendlich entscheidet hier jedoch einfach nur die persönliche Einstellung, die persönlichen Interessen des Spielers.
Diese persönliche Einstellung entscheidet auch darüber, ob das klassische Strategiespiel ausstirbt oder nicht. Es wird immer Konkurrenz geben zwischen MOBAs und „richtigen“ Strategiespielen, dennoch wird meiner Meinung nach keins von beidem irgendwann aussterben. Es gibt eine riesige Vielfalt an MOBAs, doch genau das gibt es auch auf der anderen Seite. Wir alle kennen Spiele wie Age of Empires, Command & Conquer, Total War in all seinen Facetten oder auch Civilization. Alle diese Spiele haben ihre Fanbase und vor allem kennt jeder diese Spiele. Viele von uns haben mit diesen Spielen ihre Gamingzeit begonnen und vergessen sie sicherlich niemals. Noch heute spiele ich liebend gerne Age of Empires II., weil es das erste Spiel war, was mich wirklich gefesselt hat.
MOBAs sprechen den Freund von schnellen Spielen an ohne Zeitaufwand für Basisaufbau. Klassische Strategiespiele sprechen den kleinen General in uns an, der große Schlachten führen und Armeen aufbauen möchte. Für beide Arten zu Spielen gibt es mehr als genug Interessenten und mal tritt das eine in den Vordergrund, wie z.B. „League of Legends“, und mal das Andere wie derzeit „Total War: Attila“. Es wird wohl ein ewiger Konkurrenzkampf bleiben, jedoch wird es für mich nicht dazu führen, dass eine von beiden Möglichkeiten ausstirbt. Es bleibt ein Kräftemessen.
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Bruno Ballack (Sonntag, 24 Mai 2015 05:50)
Hallo,
ich spiele seit über 20 Jahren das Play-by-eMail LEGENDS. Play-by-eMail sind rundenbasierte Mehrspielerspiele. Meiner Ansicht braucht Strategie Zeit zum Nachdenken, d. h. die Runden. MOBA sowie RTS-Spiele tendieren in Richtung eSport und ich spreche diesen Spiele eine tiefe strategische Durchdringung ab.
Alles Gute,
Bruno Ballack
P. S.: Der Trailer stellt die wesentlichen Aspekte von Legends dar!
https://www.youtube.com/watch?v=6BPYrm2oqcs
YT ChiefDuncan (Mittwoch, 09 September 2015 15:55)
Hi,
ich bemerke auch wie eben die klassischen Strategiespiele immer weiter aussterben. Es muss immer schneller gehen, immer actionlastiger und vor allem immer einsteigerfreundlicher werden. Spiele wie Age of Empires, Empire Earth oder mein Favorit Empire Die Neuzeit, hatten eine lange Aufbauzeit und eine noch längere Spielzeit von Teils 5-15h Spielzeit. Und genau das vermisse ich immer weiter. Ich hatte meine Hoffung in das neu erschienene Act of Agression gesetzt, doch nach einer eingewöhnungszeit ist es auch für meine Verhältnisse ein zu schnelles Gameplay. Es geht in die richtige Richtung aber eben auch wie beschrieben auf "kurze" Gefechte ausgelegt und nicht auf einen langen "Krieg".
Daher sind mittlerweile klassische RTS wie AoE oder C&C schon ausgestorben. Es gibt soweit ich alles im Blick hab, nur noch Spiele wie Company of Heroes (Schnelle Taktische Gefechte, denn für eine große Strategie geht alles zu schnell für den Casual-Gamer) oder das andere extrem Civilisation oder Total War (lange Rundenstrategie)
In diesem Sinne bis dann ;)
anon754896 (Donnerstag, 26 November 2015 11:32)
Die wahrheit ist: DIESE ART VON SPIELE MACHT MENSCHEN ZU INTELIGENT.
der markt braucht aber "opfer" die man verblenden kann. ich hab age of empire und warcraft gekauft und bin wieder halbwegs zufrieden... EIN FUNKE HOFFNUNG: Cossaks 3 ist in arbeit! aufbaun, wirtschaften und Armeeen die in die millionen gehn!