Europa Universalis IV: Art of War

von Bernhard Metz (LegendaryMarvin)


In der letzten Ausgabe haben wir über den Res Publica DLC berichtet, dem bisher kleinsten Spielefeature-DLC und nun soll es um Art of War gehen, dem bisher größten.

Zu Beginn sei gewarnt, den Titel sollte man nicht allzu ernst nehmen, Art of War bzw. Die Kunst des Krieges, nach dem in der Strategiewelt allseits bekannten (aber wahrscheinlich wesentlich seltener gelesenem) Standardwerk von Sun Tzu ist ein Name, der wahrscheinlich mehr aus Marketing-Gründen gewählt wurde, die größten Änderungen haben eigentlich nur indirekt mit der Kriegsführung im Spiel zu tun.

Wie gewohnt wird auch der neue DLC von einem großen Patch begleitet, inzwischen 1.8, der viele neue Features auch für Nicht-Käufer bringt, dieses Mal in besonderem Ausmaße, den mit der neuesten Spielversion erfährt die Karte eine massive Kartenüberarbeiten. Insgesamt erhält Europa Universalis 4 über 900 neue Provinzen (fast komplett außerhalb Europas), etwa 100 neue Nationen und zusätzlich noch etwa 80-90 neue nationale Ideengruppen.

Krieg & Rebellensystem

Doch was ändert sich denn nun tatsächlich in der Kriegsführung? Hauptsächlich ein paar äußerst nützliche kleine Änderungen, so können DLC-Besitzer nun Belagerungen an andere Verbündete übertragen, diese Ziele in Form von gegnerischen Provinzen geben und das Verhalten von Vasallen einstellen (eher allein offensiv agierend oder eher unterstützend). Es ist nun möglich die laufenden Schlachten von Verbündeten zu betrachten um die diversen Modifikatoren zu betrachten, bevor man beschließt der Schlacht beizutreten, gleichzeitig wird aber zumindest das Terrain simplifiziert, es gibt hier nun keine Zufallsabhängigkeit mehr, eine Provinz hat genau ein Terrain und dieses wird für die Schlacht eingesetzt, das Manöver von Generälen bestimmt nur noch ob eine Flussüberquerung stattfindet oder nicht, die Möglichkeit für diese wird übrigens jetzt auch im Provinzinterface angezeigt.

Doch da sieht man sogar noch mehr, zum einen wird im Militärbereich unten der benötigte Warscore zum Erobern dieser Provinz angezeigt, im Tooltip dazu sieht man sogar den benötigten Warscore für alle Provinzen der jeweiligen Nation. Doch mindestens genausowichtig sind die Änderungen, wo früher das Revolutionsrisiko zu finden war, denn dieses ist verschwunden. Dafür gibt es nun Unruhe, das eng mit dem darunter liegenden Wert der lokalen Autonomie korreliert. Unruhe wird von verschiedenen Modifikatoren bestimmt, Religion, Kultur, Events, Stabilität usw. sehr ähnlich dem früheren Revolutionsrisiko zusätzlich zu den Veränderungen in der lokalen Autonomie. Der Unruhewert gilt jeweils für eine Rebellenfraktion, die sich meist in mehreren Provinzen befinden. Je höher der kombinierte Unruhewert aller Provinzen dieser Rebellenfraktion, desto schneller steigt deren Rebellionsfortschritt, erreicht dieser 100% werden sich diese Rebellen massiv erheben. Kurz gesagt, Rebellen sind nicht mehr Zufallsabhängig, sondern vorhersag- und mit entsprechendem Einsatz auch besser kontrollierbar, allgemein seltener, dafür aber deutlich größer. Die lokale Autonomie bestimmt die Effizienz der Provinz und verringert sämtliche für Provinzen wichtige Werte wie Steuereinkommen oder Manpower, man kann sie erhöhen oder verringern und damit die Effizienz der Provinz, aber auch die Unruhewerte deutlich beeinflussen.

Religion & Revolution

Für DLC-Besitzer gibt es auch ein großes neues 30-jähriger Kriegs-Konzept. Dieser große bedeutende Konflikt war früher wenig, bis gar nicht umgesetzt und erhält nun ganz besondere Behandlung. Mit dem ersten protestantischen Kurfürsten entstehen die katholische und protestantische Union, die Reichsstaaten werden automatisch zugeordnet, alle anderen europäischen Staaten können je nach Interesse einer beliebigen Union beitreten. Die Anführer dieser Unionen können dann jederzeit den Religionskrieg lostreten und alle Unionsmitglieder treten dann diesem großen Krieg bei. Beide Seiten können hier ihre Religion als die dominierende im Reich durchsetzen (die jeweils andere kann danach nicht mehr Kaiser werden). Schafft es keiner der beiden Seiten den Krieg deutlich zu gewinnen, tritt der Westfälische Frieden ein und es können ab nun sowohl Katholiken als auch Protestanten Kaiser werden.

Ebenfalls im DLC überarbeitet wurden Revolutionen, früher nur Frankreich vorbehalten, können nun auch andere Länder in großen Revolutionen geraten. Sie erhalten dadurch massive Boni und Kriegsgründe um die Revolution zu verbreiten, gleichzeitig erhalten aber auch die Monarchien der Welt einen eigenen Kriegsgrund gegen das betreffende Land um die Revolution wieder einzudämmen.

Vasallenüberarbeitungen

Die diplomatische Annexion von Vasallen wurde etwas billiger gemacht, dafür dauert sie nun wesentlich länger als von den letzten Patches gewohnt, der Diplomatische-Ruf-Wert wird die Geschwindigkeit allerdings nun wieder deutlich beeinflussen, ebenso ob der Vasall der gleichen Religion oder Kulturgruppe angehört.

Für DLC-Nutzer gibt es nun außerdem die Möglichkeit Vasallen zu Marken umzuwandeln, diese erhalten deutliche militärische Boni, zahlen aber keine Abgaben mehr und können auch nicht mehr diplomatisch annektiert werden. Der Markenstatus kann zwar wieder entzogen werden, das kostet jedoch einen Stabilitätspunkt und bringt einen deutlichen Meinungsmalus mit sich.

Ein weiteres DLC-Feature ist das Erstellen von Satellitenstaaten, das sind praktisch nichts anderes als normale Vasallen, allerdings können sie erst ab Diplomatie Technologiestufe 22 verwendet werden und selbst erstellt werden. Man bestimmt Name, Farbe, Wappen und Regierungsform und kann ihnen danach beliebig eigene Provinzen zuweisen.

Zusätzliche Änderungen

Dazu gibt es noch verschiedene kleine Änderungen, DLC-Besitzer erhalten ein paar zusätzliche Flottenfeatures, wie z.B. die Möglichkeit Flotten zu aktualisieren und sogar den Truppentransport über Wasser automatisieren zu lassen. Weitere Patchüberarbeitungen betreffen zum Beispiel das Kardinalssystem, es gibt nun bis zu 49 Kardinäle die jeweils zu einer Provinz gehören, der Besitzer dieser Provinz erhält dann zusätzliche Papsteinfluss und kann diese für verschiedene Dinge nutzen, entweder erhöht er die Chance, dass der nächste Papst von seiner Nation gestellt wird oder er kann damit verschiedene Dinge wie z.B. Stabilität oder Legitimität kaufen.

Im Handel gibt es mit Seide, Farbstoffe und tropischem Holz drei neue Handelsgüter. Das dynamische Preissystem mit Nachfrage und Angebot wurde entfernt, es gibt nur noch feste Preise die von diversen Events beeinflusst werden.

Paradox fährt mit der bekannten Tradition fort das Spiel über DLCs mit verschiedenen Konzepten zu erweitern und zusätzlich große Patches mit einigen Neuigkeiten kostenlos anzubieten. Art of War kostet als größter DLC aktuell 20€ und hat, wahrscheinlich auch um diesen Preis rechtfertigen zu können, im Vergleich zu früheren DLCs viele eigene Features, die nicht im Patch enthalten sind. Leider wird auch die Tradition beibehalten große neue Versionen gefühlt unfertig heraus zu bringen. Es herrschen von Beginn an viele Probleme, sowohl  einfach nicht funktionierende Konzepte, als auch allgemeine bedeutende Bugs, als auch teilweise extreme Performance-Einbrüche. Knapp zwei Wochen nach Release erschien ein Hotfix für ein paar der größeren Probleme, jedoch sind danach noch immer einige wichtige Bugs noch nicht behoben worden. Unabhängig davon erweitert Art of War jedoch das Spiel um viele wichtige und interessante Konzepte und gerade das neue Rebellensystem verändert das Spielgefühl deutlich. Viele Features haben jedoch wie erwähnt nicht viel mit Krieg zu tun, ein das Kampfsystem vertiefender DLC ist Art of War leider trotz des Namens nicht.

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