Ein Bericht: Battle Academy

von Kartoffelkrieger

Obwohl ich mich für relativ gut informiert halte, gibt es immer wieder Spiele, die ich verpasse. So erging es auch „Battle Acadamy“ von Slitherine Games, welches bereits 2010 erschien. Nachdem ich meine Wissenslücke nun, in der Hoffnung eine unterschätzte Perle zu entdecken, geschlossen habe, bin ich hin und hergerissen. Einerseits hatte ich eine Menge Spass, andererseits fällt es mir schwer Battle Academy als rundum gelungenes Spiel zu bezeichnen. Neben der grundsätzlich guten Spielmechanik macht das Spiel nämlich auch einige Sachen mittelmäßig bis furchtbar.

Ein Konzept älter ich selbst

Im Grunde ist Battle Academy gute, alte Rundentaktik. Zu Beginn jeder Mission kann man zwischen Infanterie-, Fahrzeug-, oder Artillerieeinheiten auswählen, die man zur Erfüllung bestimmter Ziele einsetzen möchte. Jede dieser Einheiten hat spezifische Vorteile. Infanterie kann in Geröllhaufen oder Büschen einen Hinterhalt vorbereiten oder Gebäude im Sturm nehmen, Panzer halten eine Menge Schaden aus und können andere Fahrzeuge zerstören und Artillerie verschießt Salven auf große Distanz, ist im Nahkampf aber nahezu wehrlos. Jede dieser Kategorien gliedert sich dann in weitere Untergruppen; Ingenieure, Maschinengewehrtrupps oder reguläre Infanteristen haben zum Beispiel alle ihre Stärken und Schwächen. Die Einheitenvielfalt ist groß und variiert von Nation zu Nation, was jede der drei Kampagnen interessant macht.

Jede dieser Einheiten kann auf dem Schlachtfeld selbst dann verschiedene Aktionen ausführen. Fahrzeuge zum Beispiel können in der Regel zweimal schießen und sich einmal bewegen. Die Treffsicherheit wird dabei von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Ein kleines Fahrzeug in voller Fahrt zu treffen ist so wesentlich schwieriger, als einen schweren Panzer im Stillstand. Glücklicherweise ist es nicht nötig diese Faktoren immer im Kopf zu haben, da das Spiel automatisch ausrechnet wie wahrscheinlich es ist eine gegnerische Einheit zu treffen. Wenn ein solcher Treffer erfolgt, gibt es wiederum verschiedene Möglichkeiten. Einheiten werden entweder nicht getroffen, erleiden Verluste, oder werden zerstört. Im Falle eines Treffers, der die Einheit nicht vernichtet, gibt es aber dennoch die Möglichkeit, dass die Männer den Mut verlieren und sich aus dem Kampf zurückziehen, oder dass es ihnen durch Sperrfeuer in der nächsten Runde nicht möglich ist, selber Schüsse abzugeben. Bei Fahrzeugen (vor allem Panzern) besteht außerdem die Möglichkeit, dass ein Schuss sein Ziel zwar findet, aber abprallt und somit keinen Schaden verursacht. Darüber hinaus wird der Kampf durch weitere Variablen beeinflusst. Zum Beispiel kann ein Panzer Infanterie, die in einem Bunker stationiert ist, kaum bis gar keinen Schaden zufügen.

Das Kampfsystem ist angemessen komplex und in der Regel trotzdem verständlich, was es zu der größten Stärke von Battle Academy macht. Auch die Missionen, die man im Laufe des Spiels erfüllen muss sind zwar nicht von Genies erdacht, bringen aber durchaus einige Abwechselung. Auch dank der Vielzahl an spielbaren Fraktionen (in der Kampagne Briten, Amerikaner, Kanadier und Polen) und den verschiedenen Settings (Nordafrika, Normandie etc.) wir Battle Academy nicht eintönig.

Und der ganze Rest

Neben den positiven Aspekten erlaubt sich Battle Academy auch einige große Schwächen, die dafür sorgen,  dass ich es eben nicht als rundum gelungen bezeichnen kann. Im Prinzip lässt sich sich meine Kritik unter dem Punkt „Präsentation“ zusammenfassen. Damit meine ich gar nicht so sehr, dass das Spiel unspektakulär aussieht. Viel größer ist zum Beispiel das Problem, dass es keinerlei Story hat. Jede Mission wird durch einen einseitigen, unvertonten Comic eingeleitet, der eigentlich überhaupt nichts aussagt. Das ist extrem trocken und hätte wesentlich besser gelöst werden können. Auch vertonte Missionsbesprechungen, oder Charaktere, die man durch die Kampagne begleitet sucht man vergebens. Das einzige, was präsentationstechnisch löblich ist, sind die Sprachfetzen in verschiedenen Landessprachen, die Einheiten von sich geben, wenn sie zum Beispiel getroffen werden.

„Moment!“, wird der ein oder andere jetzt rufen: „Europa Universalis, Hearts of Iron, Civil War, alle diese Spiele haben Fehler in ihrer Präsentation, und trotzdem erhalten sie im „Strategen“ regelmäßig gute Wertungen!“ Das stimmt zwar, aber diese Spiele haben auch keine herausragende Grafik, oder spannende Geschichte nötig. Battle Academy hat nicht die Komplexität und den Umfang eines Globalstrategiespiels. Die Spielmechanik funktioniert zwar gut, erschöpft sich aber nach einiger Zeit, selbst im Multiplayer. Die Kampagne bietet Spass solange sie dauert, ist aber eben auch irgendwann zu Ende. Battle Academy ist vom Umfang her eher vergleichbar mit „Company of Heroes“, was vieles besser macht. Sicherlich liegen die Mängel von Battle Academy nicht an der Unfähigkeit der Entwickler, sondern zu guten Teilen am begrenzten Budget, aber Mängel sind es trotzdem.

Eine vergessene Perle ist Battle Academy sicherlich nicht. Eher ein Bernstein den man zufällig am Strand findet; roh und ungeschliffen, aber mit einem soliden Kern. Wenn man das nicht als störend empfindet und Rundentaktik im Geiste von „Panzer General“ mag, wird man mit Battle Academy also durchaus seinen Spass haben.

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