von Bernhard Metz (LegendaryMarvin)
geschrieben im November 2014
Vier Jahre nach dem Release von Civilization V kündigte Firaxis auf der PAX East im April den Nachfolger der altehrwürdigen Strategiereihe an, der jedoch nicht als Civilization VI die Reihe gewohnt fortführt, sondern als Civilization Beyond Earth das Spiel, ähnlich Alpha Centauri, in die Weiten des Weltraums entführt. Ein Nachfolger desselben soll es laut den Entwicklern aber gerade nicht sein, das mag aber auch daran liegen, dass die Namensrechte beim damaligen Publisher EA liegen. So oder so erwartet uns ein neuer Ableger der Civilization-Reihe, der nach dem Weltraumsieg von Civilization spielt und mit der Besiedlung des endlich gefunden bewohnbaren Planeten beginnt.
Zum Start eines Spiels wird erstmal die Beschaffenheit dieses Planeten bestimmt, der die Spielwelt darstellt, zum Einen gehört er zu einem von drei sogenannten Biomen (Lush – Erdähnlich mit viel grüner Vegetation, Arid – trockener Wüstenplanet und Fungal – exotische Vegetation mit vielen pilzartigen Geflechten), das vor allem die Terrainverteilung bestimmt und zusätzlich einem Kartenskript, das die genauere Generierung der Welt wie z.B. die Verteilung von Rohstoffen beeinflusst. Außerdem wählen die Spieler eine von acht Fraktionen, die verschiedene neue Machtblöcke der modernen Erde darstellen wie die Afrikanische Volksunion oder Franko-Iberien. Zusätzlich wählt man welche Kolonisten man auf seinem Raumschiff mitreisen lässt (Forscher für Wissenschaftsboni, Söldner für Militärboni usw.) und die gewünschte Fracht, die ebenfalls Startboni gewährt.
Vieles spielt sich durchaus nach gewohnten Civilization-Standards, man beginnt klein, erkundet die neue Welt, baut seine Städte aus und gründet neue Städte. Doch einige Sachen ändern sich gemäß
dem neuen Szenario, so gibt es kein „Entdecken“ der anderen Fraktionen mehr, man nimmt sofort Diplomatie auf, sobald diese den Planeten erreichen. Spätere Ankunft auf dem Planeten wird durch
entsprechende Startboni ausgeglichen. Anstatt gegen Barbaren kämpft man anfangs gegen teilweise feindliche Aliens, die schlimmsten von ihnen sind die „Belagerungswürmer“ (Siege Worms), die sich
ähnlich der Dune-Sandwürmer unter der Erde bewegen und immer mal wieder verheerenden Schaden anrichten können, besonders wenn sie provoziert werden.
Affinitäten und Tugenden
Doch man muss nicht unbedingt gegen die neue Welt kämpfen, hier gibt es eines der großen neuen Konzepte, die Affinitäten. Sie repräsentieren drei grundverschiedene Philosophien über den Umgang mit der neuen Welt und der Zukunft der Menschheit. Reinheit glaubt an die Überlegenheit des Menschen, will diesen unter anderem genetisch verbessern und die neue Welt gemäß den menschlichen Bedürfnissen anpassen. Harmonie hingegen ist der Meinung, dass der Mensch als Lebensform sich seiner neuen Heimat anpassen soll und kann im späteren Spiel Alien-Einheiten nutzen. Überlegenheit glaubt an die Macht der Technologie und will mit Maschinen und Cyborgs nicht nur die neue sondern bald auch die alte Welt beherrschen.
Man erhält Punkte für die jeweiligen Affinitäten entsprechend der gewählten Technologien oder Entscheidungen in den verschiedenen Missionen, die es immer mal wieder gibt und dem Spieler mehr Hintergrundwissen zur neuen Welt vermitteln und aufeinander aufbauen sollen. Ist man in einer Affinität weit fortgeschritten, beeinflusst sie das Aussehen der eigenen Einheiten und Gebäude, schaltet spezielle Einheitenupgrades frei und bietet sogar jeweils ihre eigene Siegmöglichkeit.
Ein weiteres neues System, dass wohl am ehesten die Sozialpolitiken aus Civilization V ersetzen soll, sind die sogenannten Tugenden, die man mit Kulturpunkten erwerben kann. Diese sind Macht, Wissen, Wohlstand und Industrie. In jeder Tugend gibt es einzelne Stufen mit diversen Boni, zusätzlich gibt es nicht nur Boni wenn man in einer Tugend besonders weit fortgeschritten ist, sondern auch, wenn man seine Kultur breit auf die verschiedenen Tugenden verteilt.
Religion wird eine Rolle spielen, einer der wählbaren Kolonistentypen ist zum Beispiel Pilger für einen „stärkeren Glauben“, welche ist allerdings noch unbekannt.
Ebenfalls aus Civilization V erkennbar sind die Ressourcencontainer, die die „Goody Huts“ ersetzen und diverse kleine Boni bieten. Ebenso wird es wieder Ruinen geben, die die Überreste einer
fortgeschrittenen Zivilisation des Planeten darstellen und unter anderem neue Missionen freischalten können.
Kampfsystem und Technologienetz
Das Kampfsystem wird sich nur wenig ändern, es gilt weiteren 1-Unit-per-Tile (Eine Einheit pro Feld), doch gibt es nun zusätzlich eine orbitale Ebene, auf der Satelliten platziert werden können, die für eine begrenzte Zeit (oder bis sie abgeschossen werden) spezielle Boni für die Region geben, über der sie sich befinden.
Man wird in Civilization Beyond Earth weniger Einheiten freischalten, als mit einem gewissen Grundsatz an Einheiten beginnen und über Technologie Erweiterungen derselben freischalten und sie konstant verbessern. Zusätzlich sind wie bereits erwähnt manche Upgrades von Affinitäten, andere auch von den Fraktionen abhängig. Also ist eine Einheit von derselben Fraktion mit verschiedener Affinität ebenso wenig dieselbe, wie eine Einheit von zwei verschiedenen Fraktionen mit derselben Affinität.
Technologie wird allerdings dieses Mal nicht anhand eines linearen Baumes erforscht, sondern anhand eines Technologienetzes. Man beginnt in der Mitte und arbeitet sich nach außen vor, jeweils
eine Richtung repräsentiert eine Affinität und gewährt Punkte für dieselbe. Durch die Netzstruktur bieten sich teilweise verschiedene Pfade zur selben Technologie. Einige Technologien sind
grundlegend wie zum Beispiel Physik, diese sind Knoten und ermöglichen jeweils die Erforschung der dazugehören Blätter, bei Physik zum Beispiel Ballistik.
Städtebau und Reichserweiterung
Zur Erweiterung des eigenen Reiches werden wie gewohnt neue Städte gegründet, statt eines Siedlers baut man einen Kolonisten, der einen Außenposten errichtet, der nach einigen Runden zu einer Stadt anwächst. Dieser Vorgang wird von Handelsrouten beschleunigt. Die Stadtverwaltung soll sich ebenfalls gewohnt zum Vorgänger spielen, es wird weiterhin Ressourcen geben, die grundlegenden sind Kultur, Produktion, Nahrung, Energie und Forschung, zusätzlich soll es wieder strategische Ressourcen geben. Als globale Ressource soll Gesundheit das Glück aus Civilization V ablösen.
Dazu gibt es auch wieder verschiedene Gebäude und andere Stadtverbesserungen mit ihren jeweiligen Boni. Auch Wunder wird es weiterhin geben, manche davon sind sogar für bestimmte Siegbedingungen
notwendig und belegen sogar ein Feld auf der Karte.
Zu guter Letzt: Der Sieg
Insgesamt sind bis jetzt fünf Siegbedingungen bekannt, zwei generische die für alle zur Verfügung stehen: Eroberung – Besiege alle anderen Fraktionen und Kontakt – Finde eine Möglichkeit die letzte zivilisierte Rasse zu kontaktieren, die den Planeten besiedelte.
Zusätzlich gibt es wie bereits erwähnt, drei affinitätsbedingte Siegbedingungen:
Das gelobte Land (Reinheit): Entwickle und baue einen Teleporter, um mehr Menschen auf den neuen Planeten zu bringen.
Erhabenheit (Harmonie): Erwecke das Bewusstsein des Planeten und finde eine Möglichkeit mit ihm zu kommunizieren
Anpassung (Überlegenheit): Entwickle und baue einen Teleporter, um die Erde mit Roboterarmeen zu erobern.
Fazit
Leider war es uns noch nicht möglich, das Spiel selbst zu testen, doch viele der bekannten Informationen beruhen auf
Tests von diversen Magazinen und Webseiten oder auch Präsentationen des Spiels. Der Schritt in ein neues Szenario mag für eine etablierte Spielereihe gewagt sein, bietet aber auch viele neue
Möglichkeiten für die Entwickler. Ohne das Spiel tatsächlich gespielt zu haben, ist es natürlich schwer ein endgültiges Fazit zu ziehen, doch was Firaxis bis jetzt angekündigt hat, klingt in
meinen Ohren interessant und wirkt auch im Gesamten sehr durchdacht. Ich freue mich darauf!
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