von Tim Henneberger
Überblick
Ende 2010 veröffentlichte Ubisoft das Echtzeitstrategiespiel R.U.S.E., welches im Zweiten Weltkrieg angesiedelt ist. Es ist für die Xbox360, Playstation 3 und Windows erschienen.
Der Spieler übernimmt die Kontrolle einiger Truppen und Gebäude auf dem Schlachtfeld, erwirtschaftet Geld und baut dafür neue Truppen und Gebäude.
Die Kampagne
Die Kampagne erzählt die Geschichte eines US-amerikanischen Offiziers, welche einen von Nordafrika über Italien und Frankreich nach Deutschland führt. Jeder Abschnitt wird auf einer Schlachtkarte dargestellt, ein individuell gebasteltes Szenario und dem Spieler stehen entsprechend der Mission nur bestimmte Einheiten, oder Gebäude zur Verfügung.
Die Schwierigkeit steigert sich langsam und die Missionen bieten sehr viel Abwechselung. Während man in der einen Mission mit wenigen Truppen verbittert eine Stadt gegen die gewaltige deutsche Übermacht hält, bereitet man in einer anderen mit Fallschirmjägern der KI-gesteuerten Offensive den Weg.
Zwischen den einzelnen Missionen gibt es kurze Filmeinblendungen, Dialoge zwischen dem eigenen Kommandeur und anderen Charakteren.
Die Schlachtkarte
Auf den Schlachtkarten sind Berge, Straßen, Städte, Wälder, Flüsse und Brücken zu finden, die Einheiten und gebauten Gebäude hingegen sind theoretisch überproportional groß, zoomt man hingegen nah ran, sind die Einheiten überproportional schnell.
Man kann die gesamte Karte überblicken, alle Einheiten und wichtigen Informationen erkennen, und doch man kann auch an einzelne Einheiten ranzoomen, dann steht dort ein Panzer umgeben von detaillierten Bäumen, Häusern und Kratern, oder ein Artilleriegeschütz um den kleine Männlein rumwuseln. So kann man die gesamte Schlacht aus operativer Sicht beobachten und gleichzeitig aber einzelne Feuergefechte ganz genau verfolgen.
Die Nationen
Bei R.U.S.E gibt es 6 verschiedene Nationen, die in Einheiten- und Gebäudetypen, -verfügbarkeit und -preisen nicht verschiedener sein könnten.
Es gibt Frankreich, welches schon zu Anfang schwere Panzer ins Feld werfen kann, Italien, welches früh billige mittlere Panzer bauen kann, die Sowjetunion, die starke und schnellbauende Infanterie besitzt und die alle Gebäude für einen Spottpreis bauen kann.
Großbritannien verfügt sofort über Fallschirmjäger und steht für billige, wie auch gute Luftwaffeneinheiten. Deutschland verfügt zu Anfang nur über wenig gute Einheiten, übertrumpft aber im späteren Spiel die anderen Nationen mit guten und auch einzigartigen Einheiten.
Die U.S.A. verfügen in allen Bereichen über annehmbare Einheiten, sind aber bis auf in der mobilen Luftabwehr in keiner Disziplin im Vorteil.
Daraus ergibt sich ein dynamisches Spiel, da jede Nation seine Stärken und Schwächen hat, die Spieler nutzen müssen und die Kombinationen der Nationen sehr vielfältig sind.
Einheiten
Zu Land und zur Luft verfügt R.U.S.E über so jeden wichtigen Einheitentyp. So gibt es selbstverständlich Infanterie, Panzer, Panzerabwehrkanonen, Artillerie, Aufklärer, Luftabwehr, Abfangjäger und Bomber. Doch gibt es auch Jagdpanzer, Panzerartillerie, Jagdbomber, Luftaufklärer, Raketenartillerie, mobile Luftabwehr und sogar Fallschirmjäger.
Die Einheiten stehen im Schere-Stein-Prinzip zueinander, doch vor Allem in Abhängigkeit des Geländes und auch der verfügbaren Aufklärung, so kann eine Panzerabwehrkanone im Wald zum unbezwingbaren Gegner für Panzer werden, wenn diesen die Aufklärung fehlt nicht zurückschießen können. Entsprechend wertlos ist die Pak aber in der Offensive, wenn ihr das gute Gelände fehlt, das erklärt auch den geringen Preis.
Während sich offensivfähige Einheiten auch schnell mal defensiv einsetzen lassen, geht das mit den günstigen Defensiveinheiten andersherum nicht so leicht, man muss sich also genau überlegen, zu welchem Zweck man seine Armee aufbaut.
Listen
Listen (im Englischen: Ruses) sind der wohl wichtigste Aspekt im Spiel. Man kann mit ihnen dem Gegner wichtige Informationen entlocken, eigene Informationen schützen, seine Einheiten beschleunigen, oder ermutigen, seine Einheiten tarnen, oder den Feind entmutigen. Es ist sogar möglich Informationen zu fälschen, die der Gegner erhält.
Geschickt eingesetzt kann eine einzelne List dem Spieler zum Sieg verhelfen.
Multiplayer
Während die Kampagne nach einigen Stunden schon abgeschlossen sein kann, bietet der Multiplayer lange Abwechslung und Spannung. Man kann auf Schlachtkarten mit bis zu 8 Spielern spielen, in 2-4 Teams, oder Alle gegen Alle. Die Spieler wählen vor Beginn offen eine Nation und können diese auch der Wahl der anderen Spieler anpassen.
Man startet mit einem Hauptquartier pro Spieler mit welchem man mit seinem Anfangsbudget Gebäude bauen kann. Die Aufteilung seines Startgeldes kann schon das Spiel entscheiden. Baue ich weniger Einheiten und mehr Wirtschaftsgebäude?
Baue ich offensiv und versuche den Gegner in den ersten Minuten zu überrennen?
Forsche ich schon früh eine teure Einheit und riskiere damit zu wenig Geld für im Moment benötigte Einheiten zu haben?
Nach kurzer Zeit, sofern kein Spieler überrannt wurde wird es die ersten Gefechte in der Mitte der Karte geben, besonders um die Kontrolle der leicht zu verteidigenden strategisch wichtigen Städte. Viele Spieler senden auch billige Einheiten dem Gegner entgegen, um ihm in seinem Aufbau zu stören. Auch ist es eine gute Möglichkeit mit einer entsprechenden List einen Infanteristen am Rand der Karte entlang zu führen, da besonders am Anfang viele ihre Aufklärung vernachlässigen.
Neben der Sicherung der wichtigsten Nachschubplätze beginnt meistens ein Pokern, entweder man beschließt sein Geld in Einheiten zu stecken um den Gegner auf kurz oder lang zu erdrücken, oder man setzt auf Wirtschaft, während man sich nur minimal verteidigt und den Gegner soweit beschäftigt, dass er seine Übermacht nicht endgültig einsetzen kann, bis man ihn wirtschaftlich überflügelt hat.
Nebenher versucht man mit heimlichen Aktionen den Gegner günstig zu bezwingen, oder zurück zu werfen. Da gibt es die Möglichkeit getarnte Lufttransporter am Rand des Schlachtfeldes vorbei zu schmuggeln, mit diesem beim Gegner ein Gebäude zu erobern und dann Einheiten in des Gegners Base zu bauen, bis der Gegner von der Front mit seiner Armee zurückgekehrt ist, hat man ihm meist schon empfindlich viel Wirtschaft zerstört, oder zumindest seine Front in Chaos versetzt und selbige zurückgedrängt. Bricht ein Spieler erst einmal in Panik aus, baut und bewegt er meist viel zu viele Einheiten und Bunker und verschwendet so eine Menge Geld.
Auch beliebt sind heimliche Bomberangriffe, während in der Mitte des Schlachtfeldes der Luftkampf tobt und die volle feindliche Aufmerksamkeit auf sich zieht, bringt man einen einzelnen Bomber und Luftaufklärer weit außerhalb des Schlachtfeldes auf die andere Seite der Karte. Ungeschützt können dann mit Minimaleinsatz eine Menge Wirtschaftsgebäude zerstört werden, diese sind teuer und sehr leicht zu zerstören.
Selbstverständlich gibt es viel mehr Möglichkeiten und Variationen. Sehr dynamisch sind auch Kämpfe Jeder gegen Jeden, oder der Atom-Modus, der durch nukleare Artillerie zu ganz neuen Taktiken und Vorgehensweisen zwingt.
Zur Zeit der Veröffentlichung des Artikels wird der Multiplayer noch aktiv genutzt, egal zu welcher Uhrzeit findet man in nur wenigen Momenten ein Spiel und kann nach einigen Minuten schon spielen.
DLC
Für das Spiel gibt es einige DLCs und Erweiterungen.
Es gibt kleine Dinge, wie eine neue Einheit, oder Karte, sowie neue Missionen, bis hin zu einer ganz neuen Nation und zugehörigen Missionen.
Die siebte Nation Japan ist für die Käufer auch im Multiplayer verfügbar. Sie kostet genauso viel, wie das Grundspiel. Von vielen Spielern wird sie als unbalanciert und zu stark wahrgenommen, weswegen sie als "pay to win"-Nation häufig in einem Multiplayerspiel nicht erwünscht ist.
Japan bringt neue Einheiten ins Spiel, wie Scharfschützen, oder Monsterpanzer mit integrierter Raketenartillerie.
KI
Die Gegner-KI ist keine Herausforderung, das ist aber auch nicht weiter schlimm, in der Kampagne sind die Missionen entsprechend aufgebaut und gescriptet, sodass man trotzdem geschickt agieren muss, um die gegnerische Übermacht innerhalb der entsprechenden Vorgaben zu besiegen.
Viel frustrierender ist die Hilfs-KI der eigenen Truppen. Ganz besonders erwähnt sei hier die Zielhilfe der Bomber. Befindet sich ein feindliches Gebäude in der Nähe greifen Bomber das Gebäude automatisch an. Das ist selten eine Hilfe, denn Bomber muss man nicht wirklich mikromanagen, doch gib es nichts furchtbareres, als einen spielentscheidenden Bomberangriff auszuführen und anstatt die wichtigen Gebäude zu bombardieren, greifen die Massen an Bombern alle ein unwichtiges Gebäude an und müssen umdrehen.
Zusammenfassung
Wer historische Genauigkeit sucht, wird von R.U.S.E enttäuscht werden, doch sind die Einheiten sehr detailliert und schön anzusehen, Stärken und Schwächen der Nationen sind zwar etwas willkürlich, doch meistens an die historischen Begebenheiten angelehnt.
Bis auf kleine Ausnahmen ist das Spiel kein Klickwettbewerb, sondern relativ übersichtlich und gemächlich spielbar. Mikromanagement ist nicht erforderlich, wenngleich sich dadurch kleine Vorteile rausschlagen lassen.
Für momentan 10 Euro ist das Spiel für Echtzeitstrategieliebhaber ein Muss und selbst bei letztendlichem Missfallen kein großer Verlust, somit eine klare Kaufempfehlung durch den Autor.
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