Klassiker: Mein erstes Spiel - Anno 1602

von Tim Henneberger

 

Persönliches Vorwort

Anno 1602 war eines der ersten Spiele, die ich in meiner Kindheit gespielt habe. Gespielt habe ich am PC eines Freundes. Hierzu schlichen wir uns Montagmorgens oftmals heimlich und verbotenerweise vor der Schule in sein Zimmer, nur um Anno zu spielen. Anno hat uns gefesselt und herausgefordert. Lange hat es gedauert, bis wir es schafften über die Anfangsphase des Spiels hinaus zu kommen. Hinweise, Cheats, Lösungen, generell das Internet war uns ziemlich fremd und hatten wir damals nicht zur Hand.

Allgemein

Anno 1602 ist der erste Teil einer Echtzeit-Strategiespiele Reihe, der Anno-Serie. Die deutsche Produktion erschien erstmals im Jahre 1998. Der Schwerpunkt liegt im Aufbau einer Siedlung und Wirtschaft, sowie im Handel zwischen seinen eigenen und fremden Siedlungen. Krieg und Kampf sind zweitrangig, wenn auch vorhanden.

 

Endlosspiel

Standardmäßig wird das Endlosspiel gespielt. Der Spieler startet mit einem kleinem Handelsschiff in Mitten einer Inselgruppe. Neben ihm starten noch 3 Computergegner mit teilweise größeren Schiffen.

Im Lagerraum des Schiffes befindet sich alles, was man für seinen Start in der neuen Welt benötigt: Holz, Werkzeuge und Nahrung.

 

Karte

Sofern keine Mission gewählt wurde, ist die Karte immer eine andere zufällig zusammengewürfelte Inselgruppe. Erforscht man eine Insel, erfährt mehr über die Anbaumöglichkeiten, oder von zufällig auftretenden Erz-, wie auch Goldvorkommen. Auch kann man auf Eingeborenendörfer stoßen, oder sogar ein Piratennest entdecken.

 

Aufbau und Wirtschaft

Hat man sich für eine Insel entschieden, errichtet man einen Kontor, lädt seine Rohstoffe in selbigen und beginnt mit dem Aufbau einer Siedlung. Ist man gerade erst in der neuen Welt angekommen, wird man sich zuerst mit provisorischen Hütten und einfachen Produktionsstätten arrangieren müssen.

Holzfäller besorgen Holz für weitere Hütten und ein Fischer, oder Jäger organisiert die Nahrungsversorgung. Mehr als Pioniere werden hier nicht leben wollen, Geld wird man hiermit wohl nicht verdienen. Wächst die eigene Siedlung, eröffnen sich neue Baumöglichkeiten. Man beginnt mit der Produktion von Wolle auf Schafsfarmen und lässt parallel daraus Stoffe produzieren.

Sind die Bedürfnisse der Pioniere gedeckt, so werden sie beginnen ihre Hütten zu richtigen Häusern auszubauen, dort haben mehr Siedler Platz und mehr Menschen werden angelockt. Die Siedlung wächst also stetig.

Je höher die Stufe der Siedler ist, desto mehr leben in einzelnen Gebäuden, desto mehr öffentliche Gebäude brauchen sie und desto mehr Ansprüche an Luxusgüter haben sie. Doch das Entscheidenste ist, sie zahlen mehr Steuern und eröffnen ihnen die Möglichkeit höherwertige Gebäude zu bauen. So lassen sich entweder neue Rohstoffe gewinnen, oder schon vorhanden Produktionswege verkürzen, bzw. effektiver umsetzen.

Am Ende gelangt man über Bürger und Kaufleuten zu Aristokraten. Inzwischen braucht man neben Stoffen noch Alkohol, Kleider, Tabak, Gewürze, Kakao und Schmuck, von öffentlichen Gebäuden wie Schulen, Theater, Kathedralen, Badehäusern und einigen mehr ganz abgesehen. Um die Versorgung der Siedlung sicherzustellen, braucht es inzwischen mehr als nur eine Insel, nicht nur wegen dem Platz, sondern auch wegen den unterschiedlichsten Anbauarten, die nur auf verschiedenen Inseln zur Verfügung stehen.

 

Handel

Handel ist sehr wichtig in Anno. Ohne Handel ist es nicht möglich voran zu kommen. Es gibt vier Formen des Handels.

Der selbstverständliche Handel ist der Handel innerhalb seines Reiches. Je größer die Siedlung ist, desto mehr Inseln wird man für die Versorgung brauchen. Man ist gezwungen einige Handelsschiffe zu unterhalten und diesen Handelsrouten einzuspeichern, welche sie automatisch entlang segeln und die Ressourcen von den Nebeninseln zur Hauptinsel bringen, welche diese dann verbraucht oder veredelt.

Man hat aber auch die Möglichkeit mit Freien Händlern zu handeln. Freie Händler segeln über die Karte, sind unangreifbar und kaufen und verkaufen die verschiedensten Güter an den Kontoren der jeweiligen Spieler. Am Anfang des Spiels sind sie die einzige Möglichkeit, um an Werkzeuge zu kommen, die notwendig sind, damit sich die eigenen Siedler weiterentwickeln. Gewisse Güter werden erst mit dem Voranschreiten des Spiels bei den Händlern verfügbar.

Hat man mit anderen Spielern ein Handelsabkommen, kann man direkt an deren Kontoren Handel betreiben, oder am eigenem Kontor Ressourcen anbieten, oder auch zum Einkauf markieren. Auch beim Piratenkontor kann man handeln. Dort besteht die Möglichkeit schon früh im Spiel Kanonen zu erwerben.

Die letzte Möglichkeit des Handels ist der Handel an Land per Handelskarawane. Am wichtigsten ist er für den Handel mit Eingeborenen. Mit den Eingeborenen handelt man direkt Ware gegen Ware und nicht mit Geld. Sie verkaufen, was sie anbauen und nehmen dafür Alkohol und Stoffe an.


Diplomatie

Da man nicht alleine auf der Karte ist, ist die Diplomatie wichtig, wenn auch sehr simpel. Man kann mit jedem Spieler ein Handelsabkommen, wie auch ein Friedensabkommen aushandeln. Sollten sie eine schlechte Meinung gegenüber dem Spieler haben, kann man mit ein paar Goldstücken immer nachhelfen.

Eine Besonderheit besteht bei den Piraten. Den Piraten kann man Tribut leisten, damit sie einen nicht behelligen, oder sogar bestechen, sodass sie einen anderen Spieler direkt angreifen.

Kampfsystem

Wenn man im Spiel vorangeschritten ist, bekommt man die Möglichkeit Kanonen zu gießen und Waffen zu schmieden. Man wird seine Schiffe mit Kanonen ausrüsten und die ersten Soldaten ausbilden.

Besitzt nun ein Spieler eine Insel, die ihr unbedingt braucht, oder ist er euch einfach zu stark, dann ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, ihm den Krieg zu erklären.

Das Kampfsystem zu Land ist nicht sehr spannend. Die Hauptkämpfe werden zu See ausgefochten, wer die See kontrolliert, kontrolliert die Karte.

Interessant kann es werden, wenn man eine riesige Siedlung zu versorgen hat und dafür 5 Inseln und ein Dutzend Handelsschiffe benötigt. Selbst wenn der Gegner hoffnungslos unterlegen ist, kann der Krieg zu einem Lieferengpass führen und damit zu einem starken Schrumpfen der Siedlung. Der Krieg ist dann auch für den Sieger stark spürbar und schadet ihm dann doch mehr, als er ihm nützt.

Vernichtet man einen Gegner, eröffnet sich einem die Möglichkeit einen Triumphbogen zu bauen. Überhaupt gibt es einmalige Gebäude, die beim Erreichen gewisser Erfolge zum Bau angeboten werden, diese sind schön anzusehen, erfüllen aber keinen direkten Zweck.


KI

Da die KI nicht die gleichen Bedingungen hat wie der menschliche Spieler, kann sie auch nicht viel falsch machen. Wer versucht den Aufbau der KI nachzumachen, um das Spiel zu lernen, wird böse auf die Schnauze fallen. Das, was die KI macht, würde für den Spieler nicht funktionieren.


Missionen

Neben dem Endlosspiel gibt es noch eine ganze Reihe verschiedener Szenarien. Ich selber habe diese nur teilweise ausprobiert, einige sind aber sehr liebevoll beschrieben und ausgearbeitet. Ob man mit einer Kriegsflotte zu einer schon besiedelten Inselgruppe aufbricht, oder eine kleine Siedlung in Mitten von Piraten verwalten muss, alles spannende Szenarien.

Fazit

Ich kann nicht genau sagen, was mich heute noch an dem Spiel fasziniert. Es ist in gewisser Weise noch eine Herausforderung, nicht der Aufbau selbst, aber das Unterhalten einer Metropole. Es ist weniger ein Strategiespiel und mehr eine Wirtschaftssimulation. Die Atmosphäre ist gut und die Musik passt. Der Hauptgrund werden wohl die schönen Erinnerungen sein, die mir das Spiel beschert hat. Auch, dass ich alle meine Schiffe und Siedlungen selber benennen kann, bindet mich mehr an das Spiel und den jeweiligen Spielstand. Abschließend kann ich nur schreiben, gebt dem Spiel eine Chance, es hat sie verdient.

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