Banished - eine Alternative zu SimCity?

von A.I. Cuza

 

Ich bin ein großer Fan von Aufbauspielen. Leider gab es in letzter Zeit nicht wirklich viele davon, um meinen Drang zum Bauen zu befriedigen. Tropico ist schon alt und das neue SimCity war eine grausame Enttäuschung für mich, aber darauf will ich jetzt nicht näher eingehen. Denn wir wollen jetzt über Banished reden, unseren Retter in der Not.

Banished ist ein sehr simples, aber durchaus anregendes Aufbauspiel. Anfangs kontrolliert man eine kleine Gruppe, welche in der Wildnis ein neues Leben beginnt - sie wurde aus ihrer letzten Siedlung gebannt, daher auch der Spielname. Man baut Häuser, ernährt seine Bevölkerung, sammelt Ressourcen und benutzt diese für "Spezialgebäude". Bisher hört es sich wie jedes andere Aufbauspiel auch an. Wieso nicht einfach Caesar 3 oder Anno spielen, könnte man sich fragen.

Fokus dieses Spiels liegt nicht auf das reine Wachstum der eigenen Siedlung, sondern eher auf das Überleben der Bevölkerung. Es ist relativ schwer angefangen wenn man auf hart/harsh environment spielt), man muss immer genügend Essen haben, sonst verhungern die Leute. Sie müssen eine Unterkunft haben, mit genügend Feuerholz und warmer Kleidung, sonst frieren sie, und eine große Auswahl an Nahrungsmittel, damit sie glücklich und gesund bleiben. 

Jeder Bewohner wird individuell modeliert. Sie haben eine Arbeit, eine Familie und eine Wohnung, wo sie die überlebenswichtigen Ressourcen sammeln (SimCity könnte sich eine Scheibe davon abschneiden). Reizend daran ist auch, dass man mit wenigen Leuten startet, vielleicht ein Dutzend, sogar weniger, somit kann man vor allem am Anfang seine Bewohner sehr gut kennenlernen und ihre Leben verfolgen. In meinen Spielen hatte ich immer einen Liebling, den ich alle paar Monate unter den anderen gesucht habe um zu sehen, wie es ihm geht. Hat er schon eine Frau, schon Kinder? Wo arbeitet er jetzt, hat er genug zu essen, sind seine Kleider noch in Ordnung?

Man kann die Leute nicht einzeln kontrollieren, man kann aber einstellen, wie viele eine bestimmte Arbeit verrichten sollen.

Am wichtigsten ist natürlich, dass man im Frühling und im Herbst die Leute von ihrer anderen Arbeit beurlaubt und auf die Felder schickt um zu sähen und die Ernte einzuholen. Habe ich vielleicht gerade sehr viel Nahrung in meinen Scheunen, schicke ich mehr Leute in den Steinbruch oder zum Holz hacken, vielleicht brauche ich diesen Winter mehr Feuerholz, vielleicht mehr Werkzeuge, irgendwo muss man dann Leute abziehen und in die korrekte Branche schicken. Man hat einfach nie genügend Leute, um alles konstant laufen zu lassen

Planung ist sehr wichtig in diesem Spiel. Der Platz ist recht begrenzt, die Gebäude sind teuer, ohne Weitsicht kommt man nicht voran und man riskiert die Leben seiner Gefolgsleute, wenn man Ressourcen unnötig verscherbelt. Daran scheitern meist die ersten Siedlungen, wo man noch experimentieren muss. Meine erste Siedlung war recht erfolgreich, bis ich an eine gewisse Anzahl Bewohner gestoßen bin (ich zähle stolz über 200 Seelen in meinem Dorf). Da habe ich angefangen, wegen meiner unzureichender Planung an Effizienz zu verlieren. Leute mussten durch das ganze Dorf marschieren um zu ihrem Arbeitsplatz zu kommen oder um sich die notwendigen Ressourcen zu holen und hatten nicht mehr genug Zeit um richtig zu arbeiten. Marktplätze sind scheinbar wichtiger als man anfangs erahnt.

Ein Großteil des Charmes kommt aber gerade davon, dass man selbst solche Sachen herausfindet. Sehr viele Mechaniken sind versteckt, man weiß nicht genau wie es funktioniert und muss experimentieren. Für die ersten paar Anläufe würde ich euch auch raten, keine Wikis zu suchen, sondern blind zu spielen. Auf Steam hat jemand gemeint das Dreifelder System funktioniert im Spiel, und es würde die Effizienz steigern. Meine Erfahrung war, dass manche Pflanzen scheinbar den Boden unzureichend lassen für die nächste Saison, was die Theorie unterstützt. Ich bin mir aber nicht sicher, ob es wirklich an den Pflanzen lag oder an meiner Unfähigkeit. Eine Frage für die Historiker der Zukunft.

Das Wachstum der Bevölkerung ist ein doppelschneidiges Schwert und von einer sehr interessanten Mechanik abhängig. Kinder leben mit ihren Eltern, auch nach dem sie Erwachsen sind, wenn es keine anderen Häuser gibt in die sie einziehen können. Sobald man aber welche baut, ziehen sie dort mit dem/der Geliebten ein und gründen eine neue Familie. So kann man indirekt die Geschwindigkeit des Bevölkerungswachstums beeinflussen. Andererseits heißt es aber auch, dass man kurzfristig mit Ressourcenknappheit zu kämpfen hat. Die Anzahl der Leute kann sehr schnell außer Kontrolle geraten und vor allem Kinder sind lange Zeit nicht arbeitsfähig, konsumieren aber trotzdem Nahrung. Das kann die ein oder andere Siedlung in den Ruin treiben. Hier muss man auch das Schulwesen ansprechen. Gebildete Bewohner sind effizienter, müssen aber für einige Jahre in die Schule, sind also beträchtlich länger unfähig zu arbeiten. Hier kommen wir auf die Planung zurück: bevor man sich entscheidet seine Bevölkerung zu bilden, sollte man für die nächsten paar Jahre abgesichert sein und genügend Übeschuss produzieren.

Interaktion mit der Außenwelt gibt es fast gar nicht. Sobald man einen Handelsposten gebaut hat, können Händler kommen, mit denen man Tauschhandel betreiben kann. Das ist auch der einzige Weg um an neue Samen oder Tiere zu kommen. (Geld gibt es keines, wozu auch, wenn es ums nackte Überleben geht) Manchmal kommen Nomaden durch das Dorf und bitten um Aufnahme. Wie alles andere in diesem Spiel muss man auch bei dieser Entscheidung gründlich nachdenken. Kann ich so einen Influx an ungebildeten Bewohnern unterstützen? Habe ich überhaupt genügend Unterkünfte? Wird die Effizienz, auf die ich mich stütze nicht verloren gehen?

Nach so viel Positivem (zumindest meines Erachtens) einige mehr oder weniger kleine Kritikpunkte:

Erstens würde ich gerne die Geschichte meiner Leute einfacher nachverfolgen können. Anfangs ist es noch einfach, wenn man weniger als 20 Leute hat, später verliert man die Übersicht und ein charmanter Teil des Spiels geht verloren. Zweitens verliert man schnell an Motivation weiterzumachen, sobald man eine erfolgreiche Siedlung hatte und alle möglichen Gebäude gebaut hat. Das Spiel braucht entweder ein paar DLCs oder einige Mods. Die gute Nachricht ist, dass die Modbarkeit mit Steam Workshop Integration bald kommt. Mehr Gebäude, mehr Statistiken, mehr von allem und Banished wird für lange Zeit das Ideal für neue Aufbauspiele sein.

Ich kann es wärmstens empfehlen. 

Mehr über dieses Spiel

Titel: Banished

Genre: Indie, Simulation, Strategie

Entwickler: Shining Rock Software LLC

Publisher: Shining Rock Software LLC

Veröffentlichung: 18 Feb. 2014

Sprachen: Englisch*

*Sprachen mit voller Audiounterstützung

http://store.steampowered.com/app/242920

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Gerard Autry (Dienstag, 24 Januar 2017 16:28)


    Thank you for sharing your info. I truly appreciate your efforts and I am waiting for your further write ups thanks once again.